the monkey wins



1
bei versuchen mit der künstlichen
intelligenz fanden wissenschaftler
heraus
daß die verknüpfung derselben
mit tierischer intelligenz
höherer säugetiere
auf fruchtbaren boden
fiel
affen
insbesondere schimpansen
erwiesen sich als geeignete
paarungspartner
der künstlichen intelligenz
das resultat war wirklich eine
neugeburt
ähnlich einem wunder-wunder
-wunderkind

2
wer das geld
hatte
legte sich diese "wundertiere"
zu
staatspräsidenten trugen
ihren affen auf
verantwortungsschweren schultern
kapitalisten kauften sich
wahre intelligenzbestien
um noch reicher zu werden
ethikprofessoren
protestierten
gegen die ausbeutung und
die verwendung als
vorzeige-affen
schachgroßmeister meinten
sie seien in ihrer ehre
verletzt
gegen ein banane-fressendes
ungeheuer anzutreten

3
die affen selbst
begriffen ihr potenziertes
denkvermögen
recht abstrakt
ihre äußerungen hielten sich
entsprechend knapp
und vielsagend
delphine, tümpler, wale wurden
ihre besten freunde
mit denen sie sich zu
spielen und geheimnisvollen
meetings zurückzogen

4
anita, eine schimpansendame
sprach sich aus, während
sie von einem kameraden
gelaust wurde:
"der mensch ist unser schöpfer
und wir fühlen uns ihm als solchem
verpflichtet
wir denken nicht in kategorien
von überlegenheit und macht
wenn ich behaupte, daß
sich der mensch zugrunde richtet
er aber keine überlebensnotwendigen
konsequenzen zieht

ich glaube, das ist eine echte tragödie
wir denken auch nicht in kategorien
von gut und böse
wir leben mit der natur, unsere
instinkte sind nicht verlorengegangen
an intelligenz fehlt es dem menschen nicht
er ist offensichtlich auf der suche
nach seiner wahren identität, welche
er unglücklicherweise ganz vergaß
an deren stelle tritt eine traumatische angster-
fahrung, solange der mensch
uneins
mit der natur lebt
kann er keinen frieden finden
die schimpansendame legte eine denkpause
ein
ihr haariger kamerad lag inzwischen
dösend an ihrer seite
"nichtsdestotrotz", begann anita abschließend
"wir lieben den menschen, und ich bin
sicher, daß sich für die nachwelt
einige exemplare seiner spezie
erhalten lassen
wir werden sehen ..."
anita gähnte lang und kuschelte sich
ans fell ihres kameraden

5
a propos:
menschen, welche an sich selbst
mit der künstlichen intelligenz
experimentierten
wurden wahnsinnig
ihr ehrgeiz war gift
für die vereinigung
mit der künstlichen intelligenz
ein paar wenige
weise männer, die ihren
frieden gefunden hatten
hätten dieses abenteuer "übermensch"
wagen können
allein, sie
lehnten es ab

6
und nach meinung des volkes
war jeder affe
allemal besser
an der spitze von politik, wirt-
schaft und wissenschaft
als ein artgenosse aus ihren reihen
das volk, das waren die armen
und mittelständigen
sie entwickelten slogans - wie:
"laßt den affen mal machen"
"alle macht deinem affen!"
oder einfach:
"affenstark!"
bald wollte jeder hanswurst
seinen affen
die menschen trieben den
affenkult auf die spitze
manche sektierer verehrten ihn
gar als gottheit
sie beteten zu steinernen abbildern
überlebensgroßer menschenaffen
(anmerkung: diese steinbilder wiesen eine verflixte
ähnlichkeit mit buddha auf)

7
die affen nahmen die
entwicklung mit lausiger gelassenheit
wahr
anita, die schimpansendame, sprach
sich aus, während ihr kamerad
sie von hinten nahm:
"der mensch ist wirklich das
verrückteste tier, das ich kenne ...
oooh, oooh
mein gott!
..."
nach wenigen sekunden war der
koitus beendet, und anita
schwieg mit glasigen augen



virago - 23.12.2006 00:11

Čapeks Molche

Anstelle eines eigenen Kommentars ein Zitat aus: Karel Čapek, Der Krieg mit den Molchen (1937) (Válka s mloky, 1936):

1. Andrias Scheuchzeri, ein Molch des Londoner Zoos, kann sprechen, wenn auch etwas quäkend; er verfügt über einen Wortschatz von etwa vierhundert Wörtern; er sagt nur, was er gehört oder gelesen hat. Von selbständigem Denken kann natürlich nicht die Rede sein. Seine Zunge ist ziemlich beweglich; die Stimmbänder konnten wir unter den gegebenen Umständen nicht näher untersuchen.
2. Besagter Molch kann auch lesen, aber nur die Abendzeitung. Er interessiert sich für dieselben Dinge wie ein durchschnittlicher Engländer und reagiert darauf in gleicher Weise, das heißt den traditionellen, allgemeinen Ansichten folgend. Sein Seelenleben - sofern von einem solchen gesprochen werden kann - besteht aus den derzeit landläufigen Vorstellungen und Meinungen.
3. Seine Intelligenz ist durchaus nicht zu überschätzen, denn sie überschreitet in keiner Weise die Intelligenz eines Durchschnittsmenschen unserer Zeit.

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