Karol Wojtyla und Karel Gott - eine Affinität, die mir beim Annähen eines Hemdknopfes in den Sinn kam




wir schrieben das Jahr 2005 a. D.
es war Ostern und Karol zeigte sich den Gläubigen nochmals für
eine letzte stumme Botschaft
er war alt, krank und lebensmüde
der Zeitpunkt war gut getroffen
die Krankheit erfror sein Lächeln, aber er war empfänglich
für die grenzenlose Zuneigung und das Mitgefühl der Menschenmassen
zu seinen Füßen
in sich gekehrt fragte er Gott:
machte ich einen guten Job?
Gott schwieg
er sang schon lange nicht mehr
sein Schweigen freilich war unterschiedlich zu interpretieren
Karol dachte:
nun schweigen wir beide – dabei verlangen die Menschen
nach Antworten
wie ironisch die Welt doch ist!
Karol wurde zu seinem Sterbebett getragen, und fühlte sich
seltsam leicht
die enterale Ernährung tropfte gleichmütig, während das steigende
Fieber sein Bewusstsein trübte
wir wissen nicht, von was er träumte
vielleicht hörte er schöne Lieder aus seiner polnischen Heimat
oder er erinnerte sich der Menschen, die ihm nahe standen
er träumte von der jungen Studentin aus Krakau, mit der
er Ski lief
und von seinen Eltern und von dem Hund, den sie hatten
die Massen, die vor seinem Domizil ausharrten, nahm
er nicht mehr wahr
oder sollte er von einer Welt träumen, in welcher sich
die Menschen bedingungslos liebten, ohne daß
der Heiland sterben musste?
und wenn?
Gott schwieg schon lange
sehr lange
die Kardinäle und er wussten das, aber sie wollten den Mythos
am Leben erhalten
der Zeitpunkt war gut gewählt
„habt keine Angst“
Karol schlief
er hatte den Job gut gemacht
es ist nicht leicht als Kirchenfürst zu sterben

wir schrieben das Jahr 2005 a. D.
in den Räumen des Vatikans wurde darüber nachgedacht
wie man Gott eine neue Stimme geben könne
nachdem sie das Volk über so viele Jahrhunderte angelogen hatten
konnten sie nicht plötzlich
die Wahrheit sagen



04.04.2005

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