am tag der deutschen einheit 2000




rudi kletterte auf den strommast
bernd sprang von der autobahnbrücke
zinser starb an bauchspeicheldrüsenkrebs
tom erhängte sich in seiner kneipe "kakadu"

ich wichste zu nacktszenen im fernsehen
ich wichste zu den pornos meines älteren bruders
ich wichste aus dem gedächtnis
ich wichste zur lektüre von de sade
ich wichste zu den weekends meiner ex
ich wichste aber auch ganz allein

aus dem gedächtnis

wenn ichs recht betrachte, sind wir monster
eine frankensteinsche evolution brachte uns auf den weg
in den schoß der erde, in diese verfluchte burg
wir leben auf einem monsterplaneten und sind sterbens-
einsam, verurteilt zur unaufschiebbaren selbstzerstörung
denn die geschieht, wenn das monster seine rechte vor
dem frankensteinschem schöpfer einklagt

ich wohne zur miete in einem zimmer mit terrasse
links von mir sitzen meine ex und ihr georg und husten
mir was, rechts von mir beäugt mich das narbengesicht
und vor der garage gegenüber repariert der einäugige
aus dem kellerloch stundenlang fahrräder

um so mehr ich trinke, desto ferner rücken die unter-
nehmungen des tages - heute dosenbier
hopfen macht müde und countrymusik dösig
ich mache noch eine dose auf, ich hab` schon lange
den tunnelblick, dabei fing alles gut an: geduscht und
rasiert und sogar gestaubsaugt und abgespült

wenn ich pinkel, kriege ich nie alles raus
ein paar tropfen sickern in die hose, wenn ich ihn
schon lange eingepackt habe - ob ich heute noch mal die
kurve kratze?

der mund ist sicher die erstaunlichste öffnung des
menschen: er atmet ein, er atmet aus, er ißt, er küßt
er spuckt und kotzt, er leckt, er schmeckt, er hustet
krächzt, stöhnt, schreit, und er redet, redet, er trinkt
whiskey, er trinkt milch, er saugt an mutters brust, er
tönt den ersten schrei, er haucht den letzten atemzug
er lacht und schmunzelt, und er ist schmerzverzerrt
ich glaube, der mund ist was ganz besonderes
ich liebe seine roten lippen und seine zunge, die
als hätte sie ein eigenes leben, in seiner höhle
herumfummelt

ich fühle mich leer, das wetter macht mal so - mal so
und ich sitze wie auf kohlen, der kleinste pickel
stört mich, lähmt mich, ich sitze geduckt an der
schreibmaschine, ich atme schwer, ich höre musik
ich verspüre appetit, ich fühle mich leer
- wie sonstwas




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