Flow

Bevor ich mich an größere Bauprojekte heranwagte, ordnete ich die Legokisten nach Farbe und Verwendungsart der Legosteine. Damit verringerte ich das Risiko, dass mir urplötzlich wichtige Bauklötzchen ausgingen, ohne dass ich für sie eine Alternative basteln konnte.
Die anfängliche Ordnung löste sich von selbst im Laufe des Spiels auf, fast in dem selben Maße, wie meine Kreativität in das Bauwerk floss. Ich hatte während des Spiels das Universum gewechselt; ich tauchte in ein anderes Medium, welches meine ganze Aufmerksamkeit forderte - das ist das Faszinierende am Spiel, am Sport, an manchen Arbeiten: ich vergesse mich selbst und die Zeit und alles um mich herum - beinahe wie ein wacher Schlaf mit einem ganz echten Traum, einem erfüllbaren Traum.



Mut

Ich wollte immer mutig sein, sah ich doch die vielen Helden in den Fernsehserien, den Comics, denen ich nacheifern wollte. Ich rechnete eigentlich fest damit, dass sich der Mut mit dem Erwachsensein von selbst einstellen müsste.
Noch heute bestaune ich die Filmhelden und erquicke mich an der Einfachheit, wie sie ihr kurzes Filmleben und die Mutproben meistern, dass sie sich nie unterkriegen lassen - selbst die größten Randfiguren kriegen die tollsten Frauen ab. Sowieso habe ich ein besonderes Faible für die Anti-Helden.

Ich esse Pizza, trinke Bier und erfreue mich an der soundsovielsten Folge von Startrek - dann schaue ich mich im wirklichen Leben um, betrachte meine Zeitgenossen, die wie ich, wenn man das Bild schärfer stellt, recht zweifelhafte Rollen darin spielen.
Ich wäre gern mutig wie die Filmhelden; aber ich bin soweit, dass ich schon Mut aufbringen muss, um die Glotze abzustellen.



Antennen

An einem anderen Tag fühle ich mich wie eine von Salzwasser umspülte Grotte. Meine Augen brennen - obwohl bewölkt - ist das Tageslicht stechend. Ich kann mich lange nicht dazu durchringen, den Rollladen hochzuziehen. Die Sendungen aus dem Radio klingen wie absurde Lyrik. Meine Antennen sich brüchig ... , würde sagen: knittrig. Eben noch ins weiche Kopfkissen gedrückt, empfange ich irgendwie unscharfe Bilder - unscharf, als würde ich sie mit dem Bauch wahrnehmen, mit meinem Nabel.





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