Ich weiß, dass die Auflehnung sinnlos ist.
Im Gegenteile schadet sie. Die innere Spannung
reißt mich auseinander.
Ein Jahr geht zu ende. Weihnachten ist wieder vorbei.
Ich wurde ein Jahr älter.
Abwechselnd regnet es und der Himmel reißt auf.
Durch das Fenster sehe ich jeden Tag denselben Ausschnitt
mit demselben alten Baum, derselben Straße,
demselben Berghang gegenüber.
Mal sehe ich die Kulisse im Schatten, mal im Licht.
Heute Abend muss ich zurück ins Altenheim,
hinein in eine andere jahrelang vertraute Kulisse
von Leben und Sterben, von Alter und Krankheit.
Ich warte auf eine Nacht von vielen.
Ich werde zu einem Geist der Nacht wie der Mond.
Ich versuche den Alten etwas Helligkeit zu geben,
zumindest etwas Sicherheit.
Dabei fühle ich mich oft verloren,
verlorener noch als die Alten, die ich betreue.
Ich sehe keinen Gott, und ich sehe keine Zuversicht.
Nur eine wiederkehrende Dunkelheit
und Nacht.
Trotzdem lächele ich. Unwillkürlich.
Für ein paar Momente bin ich erlöst von meinen Zweifeln.
Ich fülle meine Rolle ganz aus. Ich bin Altenpfleger.
Ich bin Nachtwache. Ich bin bei den Alten.
Doch solche Momente sind selten.
Ich vermisse die Liebe. Mein Herz ist auf der Flucht.
Mein Herz vergräbt sich in der Einsamkeit.
Mit Fernsehen lenke ich meinen Geist ab.
Auch im Fernsehen sehe ich immer dasselbe.
Tag für Tag, Nacht für Nacht. Ich sehe immer durch das Fenster.
Hinaus. Weg von mir.
Abwechselnd regnet es und der Himmel reißt auf.
Ich lasse es Gedanken regnen.
Sehe zu.
Sehe mich mit meinen Gedanken. Undeutlich.
Ich erkenne mich nicht mehr.
Kein Lächeln, kein Trost.
Keine Regung.