Fluch oder Gnade




Acht Milliarden Seelen auf einem Planeten
rasen um die Sonne
im kosmischen Karussell
sie nennen ihren Planeten Erde
auf dem sie rocken
ihre Gesänge tönen weit ins All
ich rede von den Menschen
von deren Art ich bin
gut vierzigmal umkreiste ich mit
meinen Artgenossen
den Stern
der uns Licht und Leben schenkt
vierzig Sommer, vierzig Winter
ich zähle die Jahre im Äther des Vergessens
sehe mich als Kind, als jungen Mann
und im Spiegel der Gegenwart
Nebel liegt über der Vergangenheit
und Nebel liegt auf der Zukunft
Acht Milliarden Seelen, acht Milliarden Schicksale
acht Milliarden Geburten und acht
Milliarden Gräber
die Welt spielt verrückt
neben Liebesweisen Kriegs- und Hassgesänge
das Leben ist ein Wimpernschlag
kaum geboren
sitze ich am Schlund zur Finsternis
um mich zu wundern
über mein Dasein
und das Dasein alles Anderen
über die Vernunft muss ich lachen
mein Lachen ist ohne Hohn
ich lache über den Irrwitz menschlicher Taten
und Anstrengungen
ich lache über die Mathematik und die Naturgesetze
ich lache darüber, dass wir alles benennen
ich lache über meinen Namen
aber hier schreibe ich ein Poem
das ich ohne Namen nicht schreiben könnte
im Namenlosen lösen sich die Seelen auf
nun denn
halten wir uns bei den Händen
während unserer kurzen Bedeutung
halten wir uns an den Steinen, Bäumen und Sträuchern
an unseren Mitgeschöpfen
bevor wir hinaus ins All geschleudert werden
ins Namenlose
ins Vergessen
Acht Milliarden Seelen, acht Milliarden Brüder
Schicksalsgenossen und -genossinnen
ich träume, ich wäre eine Stern
aber auch als Stern wäre mein Leben nur
ein Wimpernschlag im Kosmos
sagt, meine Brüder und Schwestern
soll ich dankbar sein für meine Existenz
oder soll ich sie verfluchen?
wie geht es euch?
wie geht es euch mit dem Glauben an Gott?
wie geht es jenen, die Nihilisten sind?
und jenen, die nur ihrer Ratio vertrauen?
wie geht es den Männern und Frauen, die für ihr Land sterben?
wie geht es den Kapitalisten?
wie geht es den Mächtigen, den Fürsten und Präsidenten?
wie geht es den Armen, den Hungernden, den Ausgebeuteten?
wie geht es den Suchenden, Künstlern
und Philosophen?
wie geht es den Dichtern?

wie geht es den Sternen?



(20.06.08)

wortmeer - 20.06.2008 18:26

...bin ich auf der Suche nach dem Sinn
des Wimpernschlages, meines sternenhaften Daseins...

Interessante Gedanken, die Gedanken produzieren, Fragen stellen mehr und mehr.

Schönes Wochenende!
das wortmeer

bonanzaMARGOT - 20.06.2008 23:48

hallo wortmeer

dir auch ein schönes wochenende und viele, viele spannende fragen.
Meral (Gast) - 20.06.2008 20:47

Övgü mü, yoksa sövgü mü




bir gezegende sekiz milyar ruh
çıldırıyuor güneşin ekseninde
komik bir atlıkarıncada
toprak diyorlar üzerinde
dönüp durdukları gezegene
her yana ulaşıyor şarkıları
insanlardan söz ediyorum yani
benim gibi bana benzeyen
benim türdeşlerimden
yıldızdan
bizi aydınlatan ve bize hayat bahşedenden
kırk yaz, kırk kış
unutulmuşluğun eterindeki yılları sayıyor
kendimi çocuk olarak, genç adam olarak görüyorum
ve aynasında geleceğin
sisi yatıyor geçmişin
ve sisi yatıyor üzerinde geleceğin
sekiz milyar ruh, sekiz milyar yazgı
sekiz milyar doğum
ve sekiz milyar mezar
dünya çılgın
sevgi öksüzü savaşlar ve nefret şarkılarının yanında
hayat bir kirpik çırpışı
doğmamışım
oturuyorum gırtlağıma kadar karanlık
hayran olmak için
varlığıma
ve var olmak her şeye
gülmeliyim akıla da
ve gülüşüm alaysız sade
gülüyorum inanılmazlığna insan eylemlerinin
ve eziyetine
gülüyorum matematiğe ve doğa yasalarına
gülüyorum adlandırığımız her şeye
isimsiz yazamadığım
bir şiir yazıyorum fakat buraya
adsızlıkta çözüyor kendini ruhlar
zira şimdi tutuyoruz ellerinden birbirimizi
kısacık manamız esnasında
tutuyoruz birbirimizi taşlarımızdan, ağaç ve çalılarımızdan
yaratıldıklarımızla
yuvarlanmadan önce evrene
adsızlığa
unutulmuşluğa
sekiz milyar ruh, sekiz milyar kardeş
yazgıdaş ve yoldaş
hayal kuruyorum, bir yıldız olaydım keşke
ama bir yıldız olaydı sadece hayatım
bir kirpik vuruşu evrende
söyleyin kardeşlerim ve de kızkardeşlerim
varlığım için ben
şükür mü etmeliyim yoksa küfür mü
nasılsınız?
nasıl gidiyor Tanrı’ya imanınız?
sizler nasılsınız nihilist olanlar?
ve sizler nasılsınız sadece kendi aklına inananlar?
nasılsınız adamlar, kadınlar, yurt uğruna ölenler?
nasılsınız kapitalistler?
güçlüler, beyler ve başkanlar sizler nasılsınız?
nasılsınız açlar, yoksullar sömürülenler?
sizler nasılsınız arayanlar, sanaçılar
ve filzoflar?
ya sizler nasılsınız şairler?

Yıldızlar, sizler nasılsınız?


(20.06.08)

Meral (Gast) - 20.06.2008 20:51

wunderschön.

die Übersetzung von Fluch oder Gnade


Lieben Gruss.

bonanzaMARGOT - 20.06.2008 23:47

danke meral

für die übersetzung ins türkische - ein großes kompliment für mich.
rinpotsche - 23.06.2008 21:05

Zwischen Gnade und Fluch

Es sollte das neue Menschlein sein irdisches Dasein mit einem bewußten Anflug auf die Erde beginnen. Zusammengestückelt aus den Atomen von überall her.
Wahrscheinlich ist es aber so, dass sich mit der Zeit ein solitäres Gehirn herausgemendelt hat, das nur seinem Selbstzweck dient und sich einen Körper darum hat wachsen lassen, um eine Exekutive zu haben. An einer winzig kleinen Stelle des Organs wird die Entwicklung von vermeintlich Sinnvollem oder auch Sinnlosem zugelassen, die sich aus den Wechselwirkungen der körperlichen Mobilität ergeben. Sozusagen ein Zugeständnis.
Entscheidungen trifft allein das Ding im Kopf.

Dein Gedicht fand ich sehr anregend, weil es so schön grenzenlos ist. Den Raum beschreibt, den man nicht greifen kann.
Den Sternen geht es den Umständen entsprechend, DENKE Ich?

bonanzaMARGOT - 09.07.2008 11:07

ja, rinpotsche,

das siehst du sehr richtig. ich verfalle oft ins wundern über die welt, wie sie sich mir darstellt und über die menschen, wie sie mit ihren wichtigkeiten durcheinander wuseln und so machen, als wäre ihr treiben völlig normal ... dabei überkommt mich oft das gefühl der absurdität.

gerade zurück von einer fahrradreise bin ich übervoll von dem zwiespalt "mensch - natur": einerseits sah ich auf meinen wegen so viel wunderschöne, "anarchistische" natur, andererseits dann die zerstückelung der landschaften durch die menschen.
ich fragte mich, ob das nur ich so sehe, weil ich auf einem fahrrad sitze und nicht in einem auto bei 100 km/h ...
es ist schändlich, wie der mensch die natur als sein eigentum betrachtet - dabei ist er selbst nur ein haufen zellen, ein häuflein materie. warum benutzt er seine intelligenz nicht für eine sanftere welt, für ein sanfteres umgehen mit der natur und mit den mitmenschen?

bon.
rinpotsche - 09.07.2008 14:43

Schön, dass Du wieder da bist

Jetzt müsste das Gehirn über sich selbst nachdenken, um eine nachhaltige Organisation in sein Wirken auf Erden zu bringen. Es scheint, dass "die Natur/ein Gott" entweder die nahende Katastrophe in Kauf nimmt, oder diese geplant hat, sonst könnte doch so eine kollektive Selbstvernichtung gar nicht stattfinden.
Du fährst mit deinem Fahrrad Erdölreifen, energiereich hergestelltes Alu oder Stahl und giftige Farblacke spazieren. Und dabei bist Du so langsam, dass Du auch noch den ganzen anderen Scheiß ansehen musst.
Ich glaube, wir sind einfach zuviele, um anständig mit der Erde umzugehen, und genau deshalb arbeitet die Natur oder wer auch immer daran, dies zu ändern.
bonanzaMARGOT - 09.07.2008 15:15

du verstehst mich hoffentlich nicht falsch,

rinpotsche - ich erkläre mich nicht zum besseren mitmenschen. mein fahrrad ist genauso wie andere werkzeuge in fabriken hergestellt und ein teil des konsumirrsinns, der die landschaften des lebens verunstaltet. allerdings schalte ich bei meinen reisen (und nicht nur bei meinen reisen) ein paar gänge herunter und überlege mir möglichst objektiv, wieviel luxus, technik, essen ich brauche. ich sehe den raubau an der natur vorallem darin begründet, dass wir von allem einfach zu viel wünschen - inzwischen auch erwarten. wir könnten wesentlich bescheidener auch sehr glücklich leben. es geht mir nicht um den totalen verzicht an luxus und überschuss - es geht mir um ein maßvolleres umgehen mit den resourcen unserer umwelt. in den jahren seit meines erwachsenseins beobachte ich lediglich eine zunehmend gewissenlosere verschandelung der natur. kurze zeit setzte ich auf die grünen. aber schaue sie dir jetzt mal an ... ich bin sehr enttäuscht.
alle scheitern sie an dem kapitalismus und den industriemagnaten.
langsam habe ich die schnauze voll, und darum gibt`s für mich gesellschaftlich nur noch eine option: links!
stalin und diese wichser können mir dabei den buckel runterrutschen. sie mißbrauchten nachträglich das linke politikbild.

rinpotsche, du siehst es wahrscheinlich realistischer als ich, und ich krähe hier nur herum wie ein verrücktes huhn. wir sind längst zu viel für den erdball, und es ergeben sich viel zu viele kleinmeierische interessenkonflikte - drum kommt bei den ganzen klimadebatten ja nicht wirklich etwas heraus.
hätte ich kinder, würde ich terrorist werden.
für ihre zukunft würde ich wie ein don quichote kämpfen.
aber so ... bleibe ich bei meinen gedichten.

bon.
bonanzaMARGOT - 09.07.2008 15:29

übrigens

was macht das gehirn anderes, als ständig über sich selbst nachzudenken? die frage ist, wieviel bewußtheit das gehirn zuläßt, also wieviel freiheit eigener gedanken in philosophie und geistigkeit das gehirn in seiner selbstbetrachtung, im irrgarten seines selbst hervorbringen kann. manche menschen funktionieren in dieser hinsicht wie zombies. die einen sind zombies ihrer rationalität, ihrer alltäglichen oberflächlichkeit (dumpfbackigkeit); andere sind zombies ihrer übertriebenen, intellektuellen dialektik.
ich mag weder die einen noch die anderen besonders. aber ich brauche sie, um mich auszuloten.

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