sonderbar
„be cool“. es regnete. es regnete auch in mir. das pils war kein trost. ich wollte einfach etwas in der hand halten. in der nächsten kneipe hörte ich rock-musik, und ich versuchte mit irgendwelchen prospekten über kultur kein allzu gelangweiltes bild abzugeben. mao, einen bärtigen freak über 50, begrüßte ich flüchtig. ich verstand ihn kaum – er stotterte und fummelte andauernd mit seiner harp herum. außerdem kippte er bei seinem bemühen, die aschenbecher zusammenzukippen, immer öfter vom barhocker. eine ganze weile lang lief black sabbath, und ein schwules fettgesicht unterhielt sich mit jugendlichen kanadiern. als ich vor dem urinal stand, fragte es mich: hast du was dagegen, daß ich singe? ups! es kommt aus mir heraus. ich pinkelte. ich ging wieder nach oben, wo ein kunstmaler mit franzosenhut seinen dicken weißen bart andächtig streichelte. wir kamen ins gespräch. der barkeeper nahm mao seine harp ab. an der wand hing ein poster mit der freiheitsstatue. sie hatte kein licht in der hand, sondern krallte sich eine friedenstaube. ich bestellte ein bier. ich redete mit dem kunstmaler. ich rauchte. er sagte mir, daß ich nie aufhören sollte, an mich zu glauben, das wäre nämlich das schlimmste für einen künstler. mao wurde inzwischen sanft nach draußen befördert. er fiel zu oft um, und die kanadischen kids zogen sich auch zurück, nachdem sie das klo vollgekotzt hatten. eigentlich wollte ich mir john travolta in dem neuen kinofilm anschauen - „be cool“. dazu war es nun zu spät. und nachdem ich von dem kunstmaler ein paar zigaretten geschnorrt hatte, und nachdem dieser auch gegangen war, flüchtete ich selbst zurück in den hellen irrsinn da draußen
06.04.2005
ps: "sonderbar" ist der name der kneipe
bonanzaMARGOT - 13.02.2011 15:22
Kneipen...
wobei insgesamt zu sagen ist, dass die menschen in den letzten jahrzehnten spießiger wurden, so dass das publikum in der "sonderbar" heute noch sonderbarer anmutet - für viele sicherlich eher abschreckend.
leider befindet sich die kneipenkultur seit tv-überangebot, video und internet auf dem absteigenden ast. es gibt eine leichte tendenz zurück, aber das kneipenparadies der 70er und 80er ist leider unwiederbringlich vorbei.
Da
vis a vis. direkt.
und dass man danach wieder auseinandergeht, ohne verpflichtungen hinter sich her zu ziehen.
ich wünschte mir, die welt wäre eine kneipe.