Brasko und das Geheimnis des gelben Hummers




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Wer nochmal ist Sarah Wiener? Brasko wälzte sich in seinem Bett hin und her. Das Frühstücksfernsehen lief, aber er nahm es nur bruchstückhaft wahr. Die Nachrichten wiederholten sich alle halbe Stunde. Im Nahen Osten schwelten mal wieder die üblichen Konflikte. Der Iran drohte damit, Israel von der Landkarte zu löschen. Brasko erinnerte sich dunkel, dass Sarah Wiener bei Günther Jauchs Talkrunde dabei war. Zum Thema diesmal Bioprodukte – wird der Verbraucher mit den sogenannten Bioprodukten nur verarscht? „Scheiße“, dachte Brasko und wusste nicht, warum er das dachte. Oder sagen wir mal, er war zu müde, um seinem Gefühl einen gedanklichen Rahmen zu geben. „Scheiße!“ Brasko drehte sich zum Nachttisch. Halb Neun zeigte der Wecker an. Sarah Wiener sieht gar nicht übel aus. Aber die beschäftigt sich den ganzen Tag nur mit Essen. Fuck! Das war nicht Braskos Ding. Brasko spürte einen immer dringender werdenden Harndrang. Er verdrängte ihn und drückte sein Gesicht in das Kissen.
Plötzlich klingelte das Telefon. Scheiße! Brasko bemühte sich aus den Federn. Es war schweinekalt in seiner Bude.
„Hallo?“
„Mr. Brasko?“ fragte eine weibliche Stimme am anderen Ende.
„Sie müssen doch wissen, welche Nummer Sie wählten.“
„Ja, nun sein sie mal nicht so knurrig! Sarah Wiener hier.“
„Wer?“
„Sarah Wiener.“
„Okay, ich gehe wieder ins Bett. Ich träume wohl noch ...“
„Mr. Brasko! Sie wurden mir empfohlen.“
„Von wem?“
„Von der Gattin des letzten Bundespräsidenten.“
„Hm, da könnte was dran sein. Bleiben Sie bitte am Telefon, Frau Wiener. Ich muss dringend pinkeln.“

„So, bin zurück.“
„Schön. Und sind Sie nun etwas wacher?“
„Mal sehen. Was liegt Ihnen denn auf dem Herzen?“
„Mir wurde gesagt, dass Sie diskret sind, Mr. Brasko, und dass sie auch recht merkwürdige Fälle übernehmen.“
„Kann sein. Und?“
„Also“, setzte Frau Wiener an und erzählte dem verschlafenen Brasko eine ganz absonderliche Geschichte, die sich um einen gelben Hummer drehte.
...
„Und das war`s?“
„Ja, übernehmen sie den Fall?“
„Sie bezahlen aber schon in Euro und nicht in Naturalien?“
„Mr. Brasko!“
„Schon gut. Sobald das Honorar auf meinem Konto ist, beginne ich mit meinen Ermittlungen. Darauf können Sie einen lassen.“
„Danke. Sind Sie immer so?“
„Wie?“
„Na, so ordinär.“
„Was weiß ich?! Ich sah sie gestern Abend noch bei Günther Jauch, und nun das … ist wahrscheinlich ein bisschen viel für mich am frühen Morgen. Entschuldigung.“

Brasko hatte einen neuen Auftrag. Der sollte ihm den Bierkonsum für die nächste Zeit sichern. Inzwischen lief im TV eine Sondersendung. Der Iran hatte tatsächlich eine Atomrakete auf Israel abgeschossen … Scheiße. Sollte wirklich etwas an den Vorhersagen der Majas dran sein, dass die Welt untergeht? Brasko machte sich einen Kaffee. Instantkaffee.



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Man kann sich doch mal irren. Das ganze Leben könnte ein Irrtum sein. Typische Brasko-Gedanken. Die iranische Atomrakete war ins Rote Meer gestürzt und nicht mal explodiert. Gott sei Dank. Die Welt atmete auf und Ahmadinedschad aß aus Verzweiflung Bio-Produkte. Über ihm schwebte das Damokles Schwert. Der Präsident wusste es. Aber vielleicht gab es eine zweite Rakete. Und eine dritte oder vierte.
Der gelbe Hummer ließ Brasko nicht mehr los. Er stand dort auf einem Parkplatz seit Jahren wie eine Ikone. Wie er an der Theke seit Jahren im Kaffeehaus saß. Fremde Leute grüßten ihn. Sie kannten ihn nicht, aber sie grüßten ihn, weil er dort saß, immer saß. Er nickte wohlwollend und lächelte, nahm einen Schluck von seinem dunklen Weizenbier und widmete sich einem Artikel im Stern. Die Gattin des letzten Bundespräsidenten hatte ein Buch veröffentlicht, um einiges richtig zu stellen. Brasko musste unwillkürlich grinsen. Scheiße.
Aber er hatte einen Auftrag. Es ging um einen gelben Hummer. Es ging eigentlich um viel mehr. Es war derart grotesk, dass …
„Noch ein Bier?“ fragte ihn die leicht übergewichtige Bedienung, die er schon seit Jahren kannte.
Brasko nickte nur. Auch er war zwischendurch mal schlanker gewesen. Brasko versuchte nicht in den Spiegel gegenüber zu schauen. Scheiße. Viel zu oft dachte er in letzter Zeit: „Scheiße“.
Sie hassen uns. Sie hassen uns wirklich. Brasko blätterte weiter in der Zeitschrift. Er blätterte sie von hinten nach vorn. Hinten standen die besten Sachen. Kultur und so. Was es neues an Musik gab. Oder Buchbesprechungen. Man weiß ja nie, was man so findet. Ab und zu kann man mal einen Treffer landen. Brasko hatte seit dem Abitur einige Treffer gelandet. Erst seit dem Abitur.
Zum Beispiel Truman Capote. Als der starb, saß er gerade auf der Treppe zur Weinhalle. Es war Winzerfest in seiner Heimatstadt, und Sabine, seine damalige Freundin, kam auf ihn zu und sagte: „Truman Capote ist tot.“ Brasko war noch jung, Mitte Zwanzig. Er nahm einen Schluck aus der Pulle und war darüber traurig, dass es nun nichts neues mehr von Truman Capote zu lesen geben würde. Wie traurig konnte man sein, wenn jemand starb, von dem man nur die Bücher kannte?
„Noch ein Bier?“
Brasko schüttelte den Kopf, „Zahlen, bitte.“
Scheiße. Der gelbe Hummer stand auf dem Parkplatz und starrte ihn an. Beinahe herausfordernd.
„Fick dich!“ schrie Brasko in die Nacht, „du hast doch keine Ahnung!!“

Am nächsten Morgen machte er sich an die Arbeit und forschte nach, welchem Lackaffen der gelbe Hummer gehörte.



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Manchmal vergingen die Tage wie im Fluge, und hinterher fragte man sich, ob man alles nur geträumt hatte. Es wurde Herbst, und Brasko musste zum ersten Mal den Elektro-Konvektor aus der Rumpelkammer holen, wenn er zuhause keinen kalten Arsch kriegen wollte. Er erinnerte sich an Jahre, als er die Herbststimmung genossen hatte. Diesmal war er sich nicht so sicher. Wenn er nur nicht so müde wäre.
Es half nichts. Schließlich traf er auf den Besitzer des gelben Hummers, Mohammed, einen jungen arabisch stämmigen Diskothekenbesitzer.
„Hey Alter, was willst Du?!?“
„Mein Name ist Brasko. Gehört Ihnen der gelbe Hummer?“
„Ja, Mann, und warum interessiert Dich das?“
„Oh, immer wenn ich hier vorbeikomme, denke ich: geile Karre – würde ich gern mal mit spazieren fahren.“
„Bist Du blöd, oder was?! Könnte ja jeder kommen! Und sowieso lasse ich keine Ungläubigen in mein Baby!“
„Regen Sie sich nicht auf, Mohammed, ich will Ihnen Ihr Baby nicht wegnehmen. Kennen Sie Sarah Wiener?“
Mohammed stand plötzlich da wie vom Donner gerührt. Aber er fasste sich gleich wieder und wetterte: „Ich kenne nur junge Fotzen! Sarah Wiener ist `ne Oma! Die kannst Du ficken, alter Mann Brasko! Mohammed fickt nur Jungfrauen!“
„Aber Sie kennen Sarah Wiener?“
„Was geht Dich das an?!?“
Brasko hatte den wunden Punkt erwischt und sagte ruhig, beinahe zischend: „Na ja, Mohammed, es geht mich nichts an, wie Sie zu Sarah Wiener stehen, ich möchte nur mit ihrer geilen, gelben Bumskarre eine Runde drehen. Wollen Sie mir diesen Wunsch wirklich abschlagen?“
Man merkte, wie Mohammeds graue Zellen ein gutes Weilchen hinter seiner Stirn rotierten. Am liebsten wäre er Brasko an die Kehle gesprungen, aber schließlich lächelte er gewitzt – ähnlich wie Wicki der Wikinger bei seinen Erleuchtungen in den Kindersendungen. Er holte Luft und setzte zu einer längeren Rede an:
„Brasko, Du bist mutig, kommst hierher und fragst Mohammed, ob Du Dir sein Baby ausleihen darfst. Ich mag Menschen, die beweisen, dass sie einen Schwanz in der Hose haben, - für einen Ungläubigen sehr ungewöhnlich. Und darum werden bald auch alle Ungläubigen von der Erde verschwunden sein. Verstehst Du? Wir brauchen Euch nicht mal weg zu bomben, weil Ihr aussterben werdet! Weil Ihr keinen Schwanz in der Hose habt!“ Mohammed japste vor Lachen und fuhr fort: „Bald sind wir alle Kinder des Propheten! Wir werden Euch von der Erde ficken!“
Brasko hörte geduldig den Ausschweifungen zu. Sollte Mohammed noch ein bisschen von der islamischen Weltrevolution reden, letztendlich würde er klein beigeben.
„ …, Brasko, hast Du überhaupt einen Führerschein?“
„Klaro“, log Brasko lächelnd.



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Blister, blaster, bluster. Die Welt war ein großer Scheißhaufen – auf die Menschheit bezogen. Brasko fühlte sich wie sein eigener Lieblingspullover, den er nach jedem Waschgang ausgeleierter aus der Maschine zog. Er wollte die Nachrichten gar nicht mehr hören, und doch ließ er sie laufen. Jeden verdammten Tag. Vielleicht hoffte er auf das eine entscheidende Wort, auf einen bestimmten Satz. Genauso verhielt es sich, wenn man durch ein Labyrinth irrte – man hoffte einfach, dass nach der nächsten Ecke der Ausgang sein würde. Dabei hatte sich Brasko innerlich längst damit abgefunden, eines Tages in einer dunklen Ecke dieses Irrgartens zu verrecken. Um Gottes Willen, nein! Brasko war nicht depressiv! Die Welt war es … Alles war auf eine magische Weise vorinstalliert. Nur mit Einbildungen, wie sie religiöse Menschen hatten, konnte man auf einer geistigen Subebene dem ganzen Irrsinn entfliehen. Blister, blaster, bluster. Man musste es nur glauben. Brasko konnte so`nen Scheiß nicht glauben. Was nicht heißt, dass er abschätzig auf die Religionen schaute. Nein, er bewunderte eher dieses Vermögen, zu dem er sich, Gott weiß warum, nicht durchringen konnte. Er reagierte einfach auf jedweden kollektiven Glauben allergisch. Seine Abneigung war noch nicht mal rational begründbar. Brasko war hin- und hergerissen: Manchmal dachte er: Und wenn jetzt doch was an dem ganzen Scheiß mit Allah, dem Koran oder der Bibel dran ist? Umso länger man durch das Labyrinth des Lebens irrte, desto verführbarer wurde man gegenüber allen möglichen Schimären. Die Wissenschaften konnten einem nicht wirklich bei diesen existentiellen Fragen weiterbringen. Die Wissenschaften verhedderten sich in ihren Definitionen und wurden (ab einer gewissen Tiefe) so auch zur Glaubenssache. Immerhin hatte der Mensch einiges über die Phänomene seiner Umwelt gelernt und Techniken entwickelt, die das Leben in vieler Hinsicht erleichterten. Man wusste noch nie so viel über die Welt, aber jedes Wissen generierte neue Fragen usw. usw. Der Irrgarten wurde lediglich größer und noch undurchschaubarer. Da war die Flucht in einfache religiöse Erklärungsbilder umso erklärlicher. Oder nicht? Brasko kratzte sich an seinem Bart, den er nicht hatte. Er stellte ihn sich einfach vor und musste unwillkürlich grinsen. Irgendwie war der Gedanke schon komisch, dass ein gläubiger Moslem einen Hummer besaß. Quark, die Welt war ein riesiges Irrenhaus. Es gab jede Menge Napoleons, Mohammeds, Dschingis Khans, Stalins und Hitlers. Und sie bekamen immer ihre Anhänger, die für sie in den Krieg zogen oder sich für sie in die Luft sprengten – blister, blaster, bluster.
Konnte der gelbe Hummer eine Antwort liefern? Sarah Wiener glaubte daran. Brasko dagegen blieb skeptisch. Morgen würde er mit Mohammeds Baby eine Runde drehen. Etwas mulmig war ihm zumute ...
Wie hieß es so schön in einer Werbung: Nichts ist unmöglich.



- 5 -



Brasko steuerte den gelben Hummer in eine Werkstatt unweit von der Stelle, wo er immer geparkt war. Sarah Wiener hatte das organisiert. Sie erwartete ihn schon.
„Hallo Brasko!“
„Hallo Frau Wiener, da ist also das Baby ihres Sohnes!“
„Vielen Dank, es soll ja eine Überraschung werden.“
„Ich glaube, die Überraschung wird Ihnen gelingen.“ Brasko konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Und Sie glauben, dass es Mohammed gefallen wird?“
Sarah Wiener schaute ihn an, als hätte er etwas ganz ungehöriges gefragt.
„Es muss ihm gefallen!“
Brasko kratzte sich hinterm Ohr und enthielt sich eines weiteren Kommentars. Er schluckte.
„Ja, ich weiß, es ist nicht einfach zu verstehen“, setzte Sarah Wiener an, „wir waren damals jung und wild. Wir wollten etwas von der Welt sehen. In Saudi Arabien traf ich ihn ...“
„Osama Bin Laden – unglaublich!“
„Ja. Er war sehr charmant und gebildet und hatte nichts von einem Terroristen. Damals konnte ich nicht wissen, mit wem ich da ...“
„Zusammentraf“, ergänzte Brasko, „und Mohammed weiß, wer sein Vater ist?“
„Ich sagte es ihm, als er Achtzehn wurde. Ich glaube, jeder hat es verdient, die Wahrheit über seine Herkunft zu erfahren.“
„Aber seitdem ist er auf dem islamistischen Trip.“
Sarah Wiener senkte den Kopf. Brasko sah, dass sie still weinte. Er schaute bewusst weg und lehnte sich an den gelben Hummer. Sie fasste sich jedoch schnell wieder und blickte ihn mit feuchten Augen an. Ihre Stimme zitterte. „Mohammed verehrt seinen Vater. Er will so werden wie er. Er ist unbelehrbar.“
„Ich weiß“, rutschte es Brasko heraus, „aber vielleicht ist es nur eine Phase. Also ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren würde, wenn mir jemand sagte, dass Hitler mein Opa sein soll.“
„Ach Brasko, ich bin seine Mutter. Verstehen Sie?“
„Natürlich, verstehe. Das Mutterherz.“
„Ich danke Ihnen, dass sie mir sein Baby brachten,“ sagte Sarah Wiener plötzlich wieder sehr trocken, „in drei Stunden können Sie den Hummer wieder abholen.“
„Drei Stunden?! Uff, da muss ich mir eine Erklärung für Mohammed zurechtlegen.“
„Dafür engagierte ich Sie.“

Brasko trat auf die Straße und schaute in den Himmel. Es fröstelte ihm. Der Herbst hielt Einzug. Er machte sich auf den Weg in die Stadt zum Kaffeehaus. Der Wind zerriss das graue Wolkenmischmasch, und ein paar Sonnenstrahlen fielen auf den Parkplatz, wo noch vor Kurzem der gelbe Hummer stand.



- 6 -



Brasko verkürzte sich die Wartezeit im Kaffeehaus. Er kam sich vor wie Jason Statham als Transporter. Jedenfalls nach etwa dem dritten Wodka-Orange. Der Barkeeper machte ihm eine teuflische Mischung. Egal, was die Lady Gaga der Kochtöpfe mit dem Hummer in der Zwischenzeit anstellte, er führte lediglich den Auftrag aus. Er war ein ganz harter Kerl und würde das Geburtstagsgeschenk ordnungsgemäß abliefern. Sie würde doch ihrem Sohnemann dazu nicht noch eine Bombe in sein Baby legen. Brasko grinste und schaute in das leere Glas vor ihm. „Noch einen?“, fragte der Barkeeper. „Sag mal, kennst Du Mohammed, den Diskothekenbesitzer mit dem gelben Hummer?“ Brasko reichte dem Barkeeper das Glas. „Klar, den kenne ich. Hab mal bei ihm gejobbt.“ „Und wusstest Du, dass er der Sohn von Osama Bin Laden und Lady Gaga … äh … Sarah Wiener ist?“ Der Barkeeper schob ihm den nächsten Wodka-Orange hin. „Nö“, erwiderte er lakonisch. „Du glaubst mir wohl nicht?“ lallte Brasko ärgerlich und sog gierig an dem Strohhalm. „Doch, doch …, und Du bist wohl Dittsche?“
„Quark“, Brasko verfiel plötzlich in Lethargie. Er schaute sich mit leerem Blick um. Was machte er eigentlich hier? Was machten all diese spießigen Arschgeigen um ihn herum? Er durchschaute sie alle. Sie waren leer und durchsichtig. „Verschluckt euch bloß nicht an eurem Kaffee, he he he.“ „Wie?“ reagierte der Barkeeper, der vor ihm Gläser putzte.
„Äh, nichts, oder doch! Mach mir noch einen! Auf Mohammeds Geburtstag!“
„Gerne.“
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass in Eurem Laden keine Uhr hängt?“
„Willst Du die Uhrzeit wissen?“
„Die weiß ich! Herrgott, aber hier hängt keine Uhr! Verstehst Du!?“
Einige der Kaffeehausgäste schauten zur Theke, als Brasko laut wurde.
„Keine Uhr, tz tz tz, gibt`s das?“ Brasko schüttelte immer wieder den Kopf, „Wie spät?“
Der Barkeeper blieb professionell cool: „18 Uhr.“
„Ups. Dann muss ich eh los. Irgendwann kaufe ich Euch mal `ne Uhr!“
„Klar doch.“
„Ehrlich, so wahr ich Dittsche, hahaha, äh Brasko heiße!“

Draußen war es bereits dunkel. Die letzten Einkäufe wurden gemacht, bevor die Läden schlossen. Die Welt war nicht mehr dieselbe wie vor drei Stunden. Obwohl Brasko sich zusammenriss, taumelte er. Vor seinem Blackout dachte er noch: „Dieser Barkeeper kam mir von Anfang an verdächtig vor. Er ist bestimmt ein Spitzel Mohammeds ...“



- 7 -



Scheiße. Wer hätte gedacht, dass es so endet? Schwamm drüber. Aber peinlich war die Sache schon. Wer macht sich gern lächerlich? Auf der anderen Seite sollte man die Dinge erhobenen Hauptes zu ende bringen, selbst wenn man dabei nicht gut aussieht. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, wie man so schön sagt. Und es hätte noch schlimmer kommen können. Viel schlimmer. Ist nicht die gesamte Menschheit peinlich? Wie sie sich auf der Erde benimmt?
Die meisten denken nur, dass sie mit alldem Irrsinn nichts zu tun haben. Oder sie erkennen den Irrsinn nicht mal. Sie machen so, als wäre alles völlig in Ordnung, wie es ist. Sie freuen sich auf ihren Geburtstag und auf Weihnachten, backen Plätzchen und machen auf heile Welt. Friede, Freude, Eierkuchen! Nein, man konnte es den Menschen gar nicht vorwerfen. Perfekte Gehirnwäsche. Ballaballa! Haha!
Aber nun zurück zur Geschichte: Der gelbe Hummer war sozusagen den Bach runter gegangen. Brasko hatte ihn an Mohammeds Geburtstag im Neckar versenkt. Wahrscheinlich hielt er das seltsame Gerät auf dem Rücksitz für eine Atombombe, dabei war es so eine Art Wunder-Mikrowelle, welche Sarah Wiener ihrem Sohnemann schenken wollte. Vielleicht erfand Brasko diese Erklärung auch nur, denn er hatte einen Blackout nach seinem Kaffeehausbesuch. Er konnte sich an nichts erinnern. Am Anlegeplatz der Fähre fuhr er den Hummer geradeaus in den Neckar. Immerhin wurde er gerettet. Einige Spaziergänger informierten sofort Polizei und Feuerwehr.
Braskos Blutalkoholgehalt betrug 3,2 Promille.
Übrigens müsste es jetzt „Das Geheimnis des grünen Hummers“ heißen, denn die zweite Überraschung für ihren Sohn war, dass Sarah Wiener den Wagen umlackieren ließ. Grün ist die Farbe des Propheten. Tja, der Hummer war futsch und die Wunder-Mikrowelle auch.
Nachdem Brasko angeblich seine Erinnerung wiedergefunden hatte, meinte er, dass es sich um eine Verschwörung handelte. Es soll alles ein abgekartetes Spiel gewesen sein. „Der Wodka Orange war eine spezielle Mischung“, sagte er, „und das war keine Mikrowelle sondern wirklich eine Atombombe! Ich habe eine furchtbare Katastrophe verhindert, indem ich den Hummer in den Neckar steuerte. Das Wasser tötete die Elektronik der Bombe. Genial, oder?!“
Der Haken an der Sache war, dass es keine Atombombe gab. Aber auch dafür hatte Brasko eine Erklärung: „Die wurde vom Geheimdienst ausgetauscht. Es sollte nicht an die Öffentlichkeit kommen, wie brenzlig das Ganze war. Und wer glaubt schon einem Betrunkenen?! Sie benutzten mich. Sozusagen doppelt. Erst diese Sarah Wiener, die gar nicht die echte Sarah Wiener sondern eine Terroristin oder Agentin war, und hernach der Geheimdienst, um die Wahrheit zu vertuschen.“
Brasko musste allerdings zugeben, dass die Geschichte viele Ungereimtheiten aufwies. „Die Welt ist verrückt“, sagte er, „und die Wahrheit ist oft unglaublich. Ich würde aus persönlichem Interesse gern weitere Nachforschungen dazu anstellen …, dummerweise habe ich momentan andere Probleme.“ In der Tat hatte Brasko die. Er würde dringend einen neuen Auftrag brauchen, um sich von diesem Lapsus zu erholen.

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