Ich will endlich mein UFO sehen




Wäre ich doch in den Neunzigern in Belgien gewesen.
Als über 18 Monate lang eine Welle von Sichtungen
Unbekannter Flugobjekte registriert wurden.
Mich faszinieren solche außergewöhnlichen Geschehnisse.
Zumal in einer Zeit, wo die Welt immer enger wird.
Das Staunen mehr und mehr verblasst.
Auch der von den Mayas prophezeite Weltuntergang
Wäre eine geile Sache gewesen.
Oder ein anderes gespenstisches Erlebnis.
Leider sehe ich nur das, was hinreichend
Bekannt ist.
Selbst der Blick in den Sternenhimmel
Fordert meine Phantasie nur begrenzt heraus.
Macht mich immerhin oft sprachlos.
Und suchend.

...

Ich öffne wie oft die Terrassentür
Während einer Nacht im Altenheim
und sehe ein blinkendes Objekt lautlos
Auf mich zukommen.
Dreieckig, wie von den Belgiern damals beschrieben.
Ich verrenke mir den Hals, bis
Das ominöse Ding genau über mir stehen bleibt.
„Ah“, denke ich,
Vielleicht holen sie mich endlich ab.“

Nein, tun sie nicht.
Das UFO verschwindet
Einfach wieder.
Ich stehe noch eine Weile wie angenagelt da
Und starre in den Nachthimmel.
Dann wird mir kalt.
Ich schließe die Terrassentür hinter mir.
Gehe zu einem Bewohner, der klingelt.
Noch klamm von dem Erlebnis betrete ich dessen Zimmer.
Könnte ja sein, dass dort ein Alien auf
Mich wartet.
Oder ein leeres Bett.

Nein, alles wie gehabt.
Es geht nur um das Anlegen der Urinflasche.

Noch ein Dutzendmal schaue ich in dieser Nacht hinaus.
Bis der Frühdienst kommt.
Ich reiße mich zusammen und sage nichts von dem UFO
Über dem Altenheim.

...

Immerhin hätte sich wenigstens für mich ganz persönlich
Die Welt verändert.
Alles wäre noch verrückter.
Unter Menschen, die mir zunehmend
Fremder werden.
Wie Ausserirdische vorkommen.
Weil sie sich von mir entfernen
Je älter ich werde.
Weil sie sich peu à peu aus meinem Leben furzen.

Dann hätte ich wenigstens ein Indiz
Für etwas anderes als
Die verkackte Menschheit.


fata morgana - 26.01.2013 16:58

"Unter Menschen, die mir zunehmend
Fremder werden" - woran liegt das, vielleicht ja am älter werden, aber genau so fühle ich auch...

bonanzaMARGOT - 26.01.2013 17:11

Auf mich bezogen würde ich sagen, dass ich mich von meinen Mitmenschen entferne. Weil ich sehr viel über das Leben und die Welt nachdachte. Es kommt mir so vor, als würde das Gros der Menschen mehr oder weniger kleingeistig verharren.
Sowieso die neu dazu geborenen Generationen, die es nicht anders wissen können.
Es gibt einige Greise / Greisinnen im Altenheim, die sich ähnlich fremd und allein gelassen fühlen ...
Niemand vermag sich in ihre Herzen einzufühlen.
bonanzaMARGOT - 26.01.2013 17:37

Genau genommen waren mir meine
Mitmenschen bereits vom
Kindesalter an etwas fremd.

prosaGEDICHTE

... die Nacht ist gut für die Tinte, der Tag druckt die Seiten ...

Aktuelle Beiträge

Inhaltsverzeichnis: Texte...
bonanzaMARGOT - 21.09.2019 13:20
Mein Leben ist viele...
bonanzaMARGOT - 21.09.2019 13:17
Pech gehabt
bonanzaMARGOT - 21.06.2019 16:16
Schluckende Augen
bonanzaMARGOT - 12.05.2019 07:54
Am Küchenfenster
bonanzaMARGOT - 03.03.2019 13:33
danke für deine antwort,...
danke für deine antwort, karen!
bonanzaMARGOT - 2019-03-02 14:00
Ein paar sehr gelungene...
Ein paar sehr gelungene Gedanken zu Papier gebracht! Gruß KarenS
Luna48 - 2019-03-01 12:55
Der Tag wird kommen
bonanzaMARGOT - 01.03.2019 09:55
danke.
danke.
bonanzaMARGOT - 2019-01-04 05:04
Mir gehts ähnlich, ich...
Mir gehts ähnlich, ich mag dies Gedicht. Ich "lausche"...
rosenherz - 2019-01-03 20:52

Du bist ...

... nicht angemeldet.

Weblog durchsuchen

 

bonanzamargot (boma) hörbar + + + + + Von Nachtwachen und dicken Titten (bonanzaMARGOT)

SummaSummarum


... 2009
"""""ab 2014"""""
""""2013""""
"""2012"""
""2011""
"2010"
2007, 2008
Allgemeine Betrachtungen
bonanzamargot hörbar
Brasko Stories
Leben, Einsamkeit und Alltag
Liebe und Erotik
Orte
Science Fiction
Surreales, Träume
Tod
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
www.gratis-kontaktformular.de/