Von dem Kontrakt aus dem nichts wurde




Vor meiner Geburt kam der Architekt
und flüsterte mir, wie er sich das vorstelle
mit meinem Leben
Fundament und Grundriss wären ziemlich klar
da könne ich nicht motzen
verrückt wurde es allerdings, als er weiter ausholte
er kenne da eine gute Innenarchitektin
sagte er
geil, geil, geil
aus der Bausubstanz ließe sich einiges machen
und wenn ich einverstanden wäre
würde er das für mich in die Hand nehmen
ich drehte mich ein- zweimal im Bauch meiner Mutter
und bat mir Bedenkzeit aus
von neun Monaten seien nur noch drei übrig
die Sache somit quasi unumkehrbar
sagte der Architekt und zog sich zurück
überließ mich der dunkelblauen Nacht
im Bauch meiner Mutter
ich dachte viel nach über die Vorschläge
des Architekten
er versprach mir Fenster, durch die ich das Licht sehen sollte
und Mauern, die mich schützten und trugen
ganze Stockwerke würde ich in die Höhe wachsen
bis ich irgendwann in ferner, ferner Zukunft
selbst Bauherr würde
Baumeister oder gar Architekt
zusammen mit der Innenarchitektin würde er schon
dafür sorgen, dass alles seinen Lauf nähme
das Leben sei freilich risikobehaftet
aber weit weniger als früher
dort, wo ich auf die Welt kommen sollte
also hier
der Architekt quatschte mich voll
bis ich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand
und ich drehte mich ein-, zweimal im Bauch meiner Mutter
wenn ich an seinen Plänen partizipiere
und auch der Innenarchitektin freundlich gesonnen wäre
dann hätte ich da draußen meinen Spaß
versicherte er
und riet mir ab, mich querzustellen
ich solle endlich unterzeichnen!
drei Monate blieben mir nur noch
mir wurde klar, dass der Architekt meine Dummheit ausnutzte
drei Monate waren es schließlich vorhin schon gewesen
der konnte mir viel sagen, wenn der Tag lang war
die dunkelblaue Nacht gefiel mir nicht mehr
ich erkannte den Betrug vor meiner Geburt
niemals würde ich einen fadenscheinigen Kontrakt unterzeichnen
der mein Leben besiegelt
heute nicht, morgen nicht und in drei Monaten nicht!
ein- zweimal drehte ich mich im Bauch meiner Mutter
und kam früh
der Architekt hatte gelogen
und so lernte ich die geile, geile, geile
Innenarchitektin nie kennen
und auch sonst nichts.



24.02.2006 von bonanza


schreiben wie atmen - 25.09.2007 21:20

Ein Lob an die Fangemeinde

Danke für den Tipp.

bonanzaMARGOT - 25.09.2007 21:45

schön

fans mag ich aber ganz und gar nicht. ich weiß, du bist kein fan, angela. sehr gut. den gruß an die fangemeinde schmeiße bitte weg.
virago - 26.09.2007 15:14

Publikumsbeschimpfung

bon, du bist widerlich ;-). Ich werde dich fortan mit Nichtbeachtung strafen.
bonanzaMARGOT - 26.09.2007 15:31

wenn`s dir gut tut

ich beschimpfte niemanden. ich mag nur den fan-status nicht.
ich kann nicht nachvollziehen, wie man ein fan von irgendwas sein kann. und natürlich will ich selbst nicht zum objekt eines fan-getue werden. das ist doch verständlich? mit beschimpfungen hat das überhaupt nichts zu tun.
ich bin kein entertainer.

gruß
bon.
virago - 26.09.2007 15:51

Das war doch scherzhaft gemeint.
bonanzaMARGOT - 26.09.2007 16:01

huch!

mein humor hängt heute noch beim abwasch in der spüle.

danke für die info.

ruckzuck habe ich ihn wieder auf vordermann gebracht, meinen humor.

haha!
casy (Gast) - 28.09.2007 18:45

Fan

ich denke ein Fan hat ein eigenes Problem..


ein Mangel an eigenem Stolz !!!

aber den Mangel an Stolz findet man auch anderswo..

z.B. unter anderem auch in der "Einsamkeit" ..

in der man einen Strohhalm sucht - oder- nimmt ..


casy
bonanzaMARGOT - 28.09.2007 19:54

stolz = würde

ich billige jedem menschen seinen stolz zu, casy, ob fan oder nicht fan. der stolz ist ein innerer wert, den jeder mensch für sich empfinden muss. von außen kann man nicht beurteilen, wieviel (inneren) stolz ein mensch hat.

gruß
bon.

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