Auf der Neckarwiese



Rockmusik in den Ohren und das Auftapsen des Volleyballs.
Der Wind streicht mir sanft über den Rücken. Ich liege neben
meinem schwarzen Uraltfahrrad auf der Neckarwiese.
Ein kleines Paradies inmitten der Stadtlandschaft, die im
Hintergrund schnarrt. Meine Nachbarn haben zufriedene
Gesichter, schmunzeln mit vorgehaltener Hand in die Sonne,
beobachten das verrückte Treiben der Hunde, die sich wild und
wendig zwischen unseren Liegeplätzen jagen – und schütteln
sich pudelnaß. So mancher fährt erschreckt hoch aus seinem
Sonnenschlaf.
Ein tief im Wasser liegendes Frachtschiff tuckert vorbei,
macht Wellen, auf denen ein Tretboot lustig schaukelt.
Am Ufer sitzen - Schwäne und Enten füttern. Überbleibsel aus
der Tierwelt, fast schon domestiziert. Über die Neckarbrücke
rollt bimmelnd eine Trambahn. Der nächste Frachter in der
gekennzeichneten Fahrrinne. Verkehr kreuzt sich. Hupen und
Motorengeräusch. Ich will nicht hinhören! Lieber dem lustigen
Treiben auf der Wiese zuschauen. Das Spiel und die Sonne,
die mir aufs Gesicht prallt, und Papierfetzen, die über dem
Boden tanzen. Ausgelassene Stimmung. Der Duft von
Gebratenem steigt mir in die Nase. Wohlfühlen zwischen
jungen Menschen. Die Alten sieht man hier nicht. Die sitzen
auf Bänken im Schatten knorriger, dickstämmiger Bäume.
Alles ist noch kahl, nun das erste Frühlingsversprechen nach
einem langen und kalten Winter.
Baukräne am Horizont, Silos, Hafengrau. Auf der anderen
Seite der pelzige Bergrücken, zu dessen Füßen die Stadt
blüht. Gegen diesen freundlichen Riesen erscheint alles wie
Spielzeug: Bunte Hausfassaden, kleine Blechautos, die in der
Sonne blitzen, steinerne Zigarren, der höchste Baum ein
Fernsehturm.
Die Einsamkeit spannt in die Runde. Der Reiz des jungen
Fleisches schärft den Blick. Die knappe Kleidung der
Volleyballspielerin, der Lippenstift der Frau neben mir,
die offene Körperhaltung.
Der Boden ist angenehm kühl, das Gras kurz und frech-grün.


(1984)

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