Seine Hände
ich träumte davon, eine Straßenbahn außerhalb
der Schienen zu lenken
das war ein toller Spaß
mein Vater sagte, es würde mit mir ein hübsches
Ende nehmen
während er Eintopf aß
ich stellte ihm die Pantoffeln parat
mein Vater roch nach Arbeit
die Welt seiner Sorgen war immer weit weg
ich sehe seine kräftigen Hände
vor mir
selbst mit Handwaschpaste wurden sie nie ganz
sauber
sie rochen nach Metall und Schmiere
heute sind seine Hände alt und
weicher
ich träumte von Hildegard, die von ihrer lesbischen
Liebe erzählte
ihren Kitzler bezeichnete sie als Maus
die Straßenbahn fuhr noch immer nicht auf den Gleisen
fast wäre ich mit ihr durch den städtischen
Friedhof gerauscht
aber ich kriegte Gewissensbisse
und statt die Ruhe der Toten zu stören, erfreute ich
lieber die Kinder auf dem Spielplatz
um Hildegard mache ich mir Gedanken
nicht wegen ihrer lesbischen Liebe
sie ist in der letzten Zeit so komisch
mag es am Shit oder am Alk liegen
ich weiß es nicht
ihre Welt gerät aus den Fugen
sie sucht verzweifelt nach Halt
mein Gott
mit einem kratzigen Hals wachte ich im kalten
Zimmer auf
das Telefon klingelte
ich nahm nicht ab
bonanzaMARGOT - 22.01.2007 18:27