Die Gesichter verschwinden aus den Wolken,
sie verschwinden aus dem Blätterdach,
sie verschwinden vom Mauerwerk und vom Pflaster.
Das Grün platzt vor Wolllust.
Der Kopf platzt.
Die Informationsflut bäumt sich zum Tsunami auf,
verschluckt die Phantasie und hinterlässt Dreck
und Chaos im Geist.
Ich spüre mein Ableben, den Abschied von Muskel,
Knochen und Knorpel, von den Körpersäften.
Ich spüre, wie ich in mich gehe, traumlos wie
ein Fisch an Land.
Was von mir noch ist, stülpt sich nach innen.
Seelenblind schaue ich in eure Gesichter.
Wo seid ihr?
Wo ist das Leben?
Dauerregen im Mai, und ich habe einen Seelenkatarrh.
Stecknadelkopfgroß sitzt das Ich auf dem riesigen
Berg des Unwillkürlichen.
Die Aussicht ist beschissen.
Ich wünschte, ich könnte mich an tristen Tagen wie ein Bussard
vom Wind tragen lassen.
Eines Tages wird es soweit sein.
Mein Bett wird abgezogen und desinfiziert.
Mein weniges Hab und Gut werdet ihr in Kisten verstauen.
Meine Augen schauen endgültig in die Leere.
Zuletzt träume ich von euren Händen.
Sie packen mich und legen mich in eine Blechwanne.
Gleichmütig, wie der Lauf der Dinge ist.
Noch frage ich mich, warum die Tage grau sind.
Ich frage mich, warum es Blumen auf den Gräbern gibt.
Genaugenommen ist die ganze Welt ein Friedhof.
Heute bin ich noch mehr als ein Schatten.
Ich trinke starken, roten Wein.
Ich trinke das Blut der Erde.
Währenddessen verrecken abertausend Menschen wie ich
und verlieren ihre letzten Träume,
ihre letzten Gedanken,
ihren letzten Mut.
Sie hauchen ihr Leben aus.
Ihr Leben vereinigt sich mit der Luft und dem Wind,
die den Bussard tragen.



30.05.2006 14:45 von bonanza