fenster nach hinten




ich träumte von einem urlaub im süden
es war um die Mittagszeit
blauer himmel, spiegelglattes meer
da entdeckte ich die zweite sonne
im westen
ich dachte zuerst an eine täuschung
eine luftspiegelung
ich musste immer wieder zu den
zwei sonnen hochblicken
meine augen schmerzten schon
niemand schien das phänomen zu
bemerken – vielleicht wollte es
auch niemand sehen
irgendetwas war mit der welt passiert
ich hatte angst und lief durch die
gassen der hafenstadt und war froh als
die hausfassaden den blick auf die sonnen
verdeckten
alles ging seinen gewohnten gang
und war doch nicht wie vorher
durch eine häuserspalte sah ich sie wieder
zwei jungen kreuzten meinen weg
und ich hörte, wie der eine sagte:
„... da oben steht eine zweite sonne ...“
er klang, als könne er seinen worten selbst
keinen glauben schenken

der sohn des hauses servierte uns einen
süßen schnaps in seinem studierzimmer
der frau und mir
die frau griff zur flasche und nahm einen
kräftigen zug
„wer so eine flasche intus hat, bei dem regt
sich kein halm mehr“, sagte der sohn des
hauses, und wir lachten
schon leicht angetrunken
als die frau und ich allein waren, zog ich
ihr die bluse über den kopf, und wir
rieben uns aneinander und küssten uns
wild
bis die kräftige, breitgesichtige wirtin
in der tür erschien

wir waren immer noch am trinken
die frau und ich, da entdeckte ich
dass ich das schnapsglas, ohne es zu
berühren, über den holztisch ziehen
konnte
wir betrachteten den vorgang ein
paarmal
ich konnte das glas sogar in die
luft heben, ohne es angefasst zu haben
irgendetwas hatte sich mit mir
verändert
ich fühlte eine fremde kraft in mir
meine augen strahlten überirdisch
meine pupillen weiteten sich über
die ganze iris

ich wachte auf, noch ganz ausgefüllt
von den traumbildern
an der wand neben dem bett hängt
ein spiegel
ich beobachtete, wie sich meine
finger auf der spiegeloberfläche
begegneten
„... das fenster nach hinten ...“, dachte
ich und fühlte mich wie bei der
geburt von irgendetwas neuem




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