wüstennacht




mir ist es scheißegal, ob ihr nachempfinden
könnt, welche unendliche kälte uns
umgibt
nichts als wüste –
die seit 14 milliarden jahren auseinanderdriftet
möglicherweise gibt es uns nur deshalb
weil gewisse naturkonstanten
zur richtigen zeit miteinander poppten
immerhin schenkten sie uns den mond
und jesus
somit sind wir nicht ganz allein
wenn sich das licht der sterne in unseren
einsamen augen spiegelt
ich wünsche mir eine laue sommernacht
mit einem halben mond, der sich durch die
wolken mogelt
dem zirpen der zikaden
und einem fernen lagerfeuer
den stimmen meiner vorfahren, während ich
mich im schutze eines busches zusammenkauere
und den schlaf erwarte
meine haut brennt noch von der hölle des
tages
die erde kühlt
ich küsse sie, als wäre sie meine geliebte

warum hat alles grenzen?
die masse der sonne, der erde, des monds
des elektrons
wir menschen sind künstler des ausmessens
von den quanten zu den galaxien
wir sind zum messen verflucht
gott würden wir vermessen
unser land haben wir längst verkauft
unsere seelen klammern sich
verzweifelt an die ahnung von liebe

wir sollten endlich die wüste, die leere
um uns herum erkennen
wir sind eine familie und sitzen gemeinsam
in diesem wunderbaren haus
it`s our home
das kaminfeuer brennt, und wir erzählen uns
geschichten
von guten und schlechten zeiten
bevor wir uns schlafen legen

küssen wir uns

die erde, unser blauer planet, verschwindet
im sonnensystem
im staub der milchstraße
hinter galaxienhaufen, dunkler
materie
und

und

und

10 weiteren dimensionen, die allesamt nicht
dazu taugen, die liebe zu erklären, das sein
zu erklären
und uns halt zu geben

ich genieße die nacht
sie beruhigt mich hier und jetzt
noch spähe ich manchmal zu euch herüber
an dem lagerfeuer
sehe eure dämonischen schatten
tanzen





03.04.2003 22:49 von margot

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