zwischen 2 stationen
ich beobachtete die kinder auf ihrer
entdeckungsreise im zugabteil
sie waren gerade dabei die sprache für ihre fragen
zu finden
die eltern waren weit davon entfernt
sie erklärten, vertuschten unsicherheiten
sie redeten über ihre kinder wie von topfpflanzen
und verglichen deren
entwicklungsstadien
ich nahm einen schluck aus meiner pulle
und meditierte
während der bummelzug von bahnhof zu
bahnhof ruckte
was trieb die menschen an?
warum erfüllten sie wie selbstverständlich
den plan?
ich sah, sie waren stolz auf ihre kinder
aber auch sichtlich genervt
alles würde sich wiederholen
dieselben fragen, dieselben antworten
dieselben scheinheiligkeiten
die zellen organisierten sich zu organen und
gliedmaßen
alles wanderte an seinen vorbestimmten platz
jammern und schreien machte keinen sinn
gärten, wiesen, wälder, häuser
menschenfiguren, fabriken
segelten
sonnendurchflutet vorbei
es erschien alles dermaßen leicht und
schwer zugleich
die kinder hatten ihre freude an dem
automatismus der türen
jedes wollte den knopf drücken
nächster halt bensheim
die familien verabschiedeten sich
mit sack und pack
auf dem bahnsteig sah ich sie in ihre
welt entschwinden
die türen schlossen sich
kurz ruckte es, dann setzte der zug
seine fahrt fort
die pulle war leer, ich griff mir die nächste
auch ich hatte meinen bestimmungsort
30.03.2003 12:00 von margot
bonanzaMARGOT - 17.07.2007 19:27