einer der letzten tage
der sommer lag in den letzten zügen, spuckte noch ab
und zu einen warmen tag aus; und man besuchte das
schwimmbad, weil man urlaub hatte und nichts besseres
zu tun wusste. es war kein richtiger sommer und kein
richtiger urlaub gewesen. das ganze schien wie ein kampf
zwischen den 4 jahreszeiten, von denen sich keine ge-
schlagen geben wollte. sie stritten und balgten sich und
vernachlässigten ihre pflichten.
so kam es bei ihm zu einer verwirrung des geistes.
er wurde vor- und zurückgeworfen in geist und gefühl,
schwankte in seinem schaffen und träumte in den tag
hinein.
mit dem alljährlichen winzerfest verließ die warme jahres-
zeit stadt und land, und der herbst begann seine blassen
farben auf die wiesen und felder zu sprühen.
aber noch war es nicht so weit, und er lag an diesem
nachmittag auf der liegewiese des schwimmbads in einem
von bäumen und sträuchern begrenzten abteil. ameisen
kitzelten ihn an allen möglichen stellen, und er kratzte sich,
zuckte nervös. die wiese war noch voll von unzähligem
kleingetier, das krabbelte und schwirrte und juckte.
er konnte nicht stilliegen. das leben fraß an ihm.
er hörte die duschen und das gerede der anderen badegäste
und hörte einen hubschrauber und hörte ihn auch wieder
verschwinden. die geräusche wechselten sich ab.
er war unruhig und unzufrieden an jenem tag, und es war
möglich, dass es der sommer war, der seine letzten grüße
sandt; es war auch möglich, dass es die ameisen waren,
die ihn wie verrückt kitzelten. es gab eine menge dinge,
die ihn beunruhigten, eine menge fragen, die er beantworten
wollte. das war so ein tag, an dem er sich zwang nachzu-
denken, weil er das gefühl hatte, es wäre der letzte, und
alles wäre einmalig – und wenn nicht heute – wann dann?
(1984)
bonanzaMARGOT - 26.09.2007 11:56