der astronaut aus walldorf
ich habe keine lust mehr
ich hasse die schwitzränder von hemden
und klebrige finger an der eistüte
die sonnenstrahlen
blenden mich mehr als nötig
stoisch – in mich versunken
nehme ich das pickelgesicht der welt
wahr
mein kopf bleibt leer
meinem vater gönne ich noch
einen festen händedruck
und meiner mutter eine tröstende
umarmung
5 minuten smalltalk
auf schwarzem linoleumboden
ich habe mein leben verwirkt
die restlichen jahre werde ich dahindösen
mit bier und rülpsen und dem lässigen
spruch auf den lippen: „so ist es.“
zwischendurch werde ich mich ereifern
besoffenerweise
oder in melancholie verfallen, wenn ich
junge mütter mit ihren kindern am
patschhändchen
gehen sehe
um die tische eines biergartens
im halbschatten der kirschbäume
ich fühle mich wie in der umlaufbahn
wie ein astronaut, der von der erde
startete
und sich immer weiter von der
wirklichkeit entfernt
hinein in eine sternfunkelnde
nacht
ohne chance
auf rückkehr
30.05.2002 19:36 von margot
bonanzaMARGOT - 24.01.2008 19:10