Lass mich noch ein bisschen liegen




Großer Beschützer
gib uns so viel Zeit
wie dem Neandertaler
wenigstens noch tausend Jahre
die Menschenaffen
gibt es auch schon ewig
lass uns noch ein bisschen
liegen
auf der Erde
im Schwimmbad, in der Sonne
auf ein paar Jahre kommt es
nun auch nicht an
seit der Entstehung des Universums
aus dem Nichts
sind tausend Jahre
eine ziemliche Annäherung an das
Nichts
wenn überhaupt
nichts

Wahrscheinlich jonglierst du
mit bunten Kugeln
unzähligen Kugeln
da blickt keiner mehr durch
ausgetrickst
lass mich noch ein paar Jahre leben
es spielt doch keine Rolle
für dich
ob ich nun noch ein paar
Jahre lebe
seit meiner Geburt aus
dem Nichts
verstrichen schon unzählige
Momente
...
lass mich noch ein bisschen liegen




(Sommer 1983)

SehnsuchtistmeineFarbe - 26.11.2009 15:55

ein schönes gedicht

lieber bon. und immer wieder die frage: was will, was soll ich mit meiner zeit anfangen? wie will ich meine lebens-zeit verbringen? was brauche ich, was wünsche ich, was kann ich weglassen, worauf kann ich verzichten?

lg
s.

bonanzaMARGOT - 26.11.2009 17:10

Wohin führt uns unsere Sehnsucht? Vermögen wir es, unsere Ziele in Worte zu fassen? Können wir dauerhaft auf einer rationalistischen Ebene zufrieden sein? Sicher sind wir Menschen zu verschieden, so dass jeder auf seiner eigenen Suche ist. Manche müssen gar nicht suchen, weil scheinbar der Weg immer klar vor ihnen liegt - diesen Brüdern gegenüber reagiere ich übrigens am skeptischsten.

Ich lebe in einer Welt (ich meine unsere Menschen-Welt), von der ich mehr ablehne als annehme. Ich befinde mich beim Blick in die Welt stets in einem Defizit - weil in meinen Augen das Böse das Gute übertrifft.
Trotzdem lebe ich sehr sehr gern. Und ich wünsche mir, dass ich noch viele Jahre leben darf.
SehnsuchtistmeineFarbe - 26.11.2009 18:07

die sehnsucht führt uns

schnurstracks zu unseren wünschen und träumen. ziele in worte fassen? aber ja, das ist möglich. so sie denn klar sind. auf einer rationalistischen ebene zufrieden sein? kommt drauf an. wenn du in der lage bist, den kopf auch einfach mal nur kopf sein zu lassen, mit seinen immerzu produzierenden gedanken(schleifen), mit seiner "sucht" nach aufmerksamkeit und beschäftigung damit. wenn es dir gelingt zu sagen: ihr blöden gedanken, lasst mich in ruhe. ich hab jetzt besseres zu tun, als mich dauernd mit euch zu beschäftigen.

was die "suche" angeht, denke ich, dass manche "einfach nur leben". dies ist eine andere art und weise "zu suchen", es auszuleben, zu leben, (sich) auszuprobieren. im hier und jetzt sein, "da sein".

was lehnst du ab? in welcher form lehnst du ab? was nimmst du an (dich)? die energie folgt der aufmerksamkeit...

es ist schön, dass du gern lebst und ich wünsche dir auch, dass du noch viele jahre leben darfst.

lg
s.
bonanzaMARGOT - 27.11.2009 12:25

ich finde die welt der menschen noch immer im höchsten maße ungerecht. außerdem lehne ich natürlich jegliche gewalt und die todesstrafe ab. ich finde den autoverkehr und die autoverliebtheit unserer gesellschaft zum kotzen.
ich finde supermärkte und fastfoodketten scheußlich. ich hasse die wegwerfgesellschaft, die verschwendung von ressourcen, den raubbau an der natur; ich mag keine massentierhaltung, keine zoos, keine sonstwie abartigen tierhaltungen ...; bei massenmedien wie bildzeitung und manchen privatsendern sträuben sich mir die haare; mich ekelt vor der high society, vielen politikern, der verbreiteten und gepflegten heuchelei in staat und kirche ...; ach sehnsucht, mir wird schlecht, wenn ich an all das denke, was ich ablehne aber als bürger dieser gesellschaft mittragen muß.
ans altenheim, meinen arbeitsplatz, darf ich dabei gar nicht denken ..., sonst platze ich!
unsere gesellschaft ist bis ins mark materialistisch und oberflächlich. besser man spielt dieses monopoly der eitelkeiten und falschheiten mit - ansonsten läuft man gefahr, zu verbittern oder gar am unmut zu zerbrechen.

ja, ich kann weder kopf noch herz ausschalten. ich trenne da gar nicht so.
bonanzaMARGOT - 27.11.2009 12:27

ich finde die welt der menschen noch immer im höchsten maße ungerecht. außerdem lehne ich natürlich jegliche gewalt und die todesstrafe ab. ich finde den autoverkehr und die autoverliebtheit unserer gesellschaft ätzend;
ich finde supermärkte und fastfoodketten scheußlich; ich hasse die wegwerfgesellschaft, die verschwendung von resourcen, den raubau an der natur; ich mag keine massentierhaltung, keine zoos, keine sonstwie abartigen tierhaltungen ...; bei massenmedien wie bildzeitung und manchen privatsendern sträuben sich mir die haare; mich ekelt vor der high society, vielen politikern, der verbreiteten und gepflegten heuchelei in staat und kirche ...; ach sehnsucht, mir wird schlecht, wenn ich an all das denke, was ich ablehne aber als bürger dieser gesellschaft mittragen muß.
ans altenheim, meinen arbeitsplatz, darf ich dabei gar nicht denken ..., sonst platze ich!
unsere gesellschaft ist bis ins mark materialistisch und oberflächlich. besser man spielt dieses monopoly der eitelkeiten und falschheiten mit - ansonsten läuft man gefahr, zu verbittern oder gar am unmut zu zerbrechen.

ja, ich kann weder kopf noch herz ausschalten. ich trenne da gar nicht so.
creature - 27.11.2009 12:42

zustimmung meinerseits!
das geht mir auch so, so ist es und ich alleine kanns nicht ändern.ich muß mich um meines glückes willen auch mit schönen dingen beschäftigen, weil ich leben will, gesund bleiben will, körperlich und mental!

es gibt menschen, die thronen in ihrem porsche cayenne über den anderen autos und schieben sich durch den stadtverkehr während sie liter für liter teuren treibstoff verbrennen, haben irgendwo im nobelbezirk ihr büro und herrschen über ein schar untertanen die für ihn das geld von anderen abzocken, ob immobilienmakler oder börsenspekulant oder was weiß ich, oder ein osteuropäischer, neureicher oligarch.
in solchen gedanken verliere ich mich oft, und ich muß mich abbremsen bevor ich da zu sehr reingehe.
der wünscht sich das halt, und er tut es. egal wie ich darüber urteile.
andere schieben sich nun durch die einkaufszentren und sind glücklich ein paar sündteure schuhe ergattert zu haben, so steigt ihr selbstwert wieder um einiges, während die weihnachtsmusik ihnen um die ohren duddelt und weihnachtsmänner oder blonde engerl ihre werbeprospekte verteilen, jedes jahr diesselbe szenerie, bitte ohne mich..,;)
hier hatte vor kurzem der h&m irgendwelche nobeldamenschuhe im angebot, bereits um mitternacht, so stand es in der zeitung, waren schon unzählige vorm geschäft um rechtzeitig noch dieses schuhwerk zu ergattern, am morgen mußte die security mit mühe die menschenmasen im zaum halten damit kein glas in die brüche geht, da denk ich mir...plem plem.....
einerseits macht auch sowas das leben interessant und ich hab was zum wundern!
bonanzaMARGOT - 27.11.2009 13:41

hi creature, ich denke, es geht nicht wenigen menschen ähnlich ...
bei aller kritik, das kam jetzt in meinen ausführungen nicht so durch, gilt für mich der grundsatz: leben und leben lassen.
mein herz denkt anarchistisch. ich kann und will die menschen nicht ändern. vielleicht leben wir bereits in der bestmöglichen welt, welche das "raubtier mensch" am ehesten zähmt. ich gehöre dazu, und ich muß mich damit abfinden, dass ich nie in einer für mich idealen welt leben werde.
man beißt sich so durch und wirkt im kleinen, sofern man die kraft dazu hat.
die idealisten der 68er hielt ich schon immer für spinner; und wie sich herausstellte hatte ihr idealismus auch eine relativ kurze halbwertzeit.
der kapitalismus scheint die für den menschen ideale gesellschaftsform zu sein - da werden wohl die ganzen archaischen instinkte am ehesten befriedigt ..., egal ob im porsche cayenne oder bei anderen rücksichtslosigkeiten. der typ mit der dicksten keule, den meisten frauen und der größten höhle ist noch immer uneingeschränkt am angesehensten - zwar nicht bei mir, aber bei zu vielen anderen.
dem volke wirft man zuckerle zu, damit es brav dressiert durch den brennenden reifen springt.
tv und werbung tragen zur allgemeinen verdummung. maßgeblich bei. wir sind heutezutage eine verblödete wissensgesellschaft. und dann haben wir noch den fussball ... u.ä.

nein, ich will gar nicht den ganzen tag geifern ...
leben und leben lassen. mir geht es zur zeit nicht schlecht. ich habe alles, was ich brauche.
nur meine sehnsucht hängt irgendwie am falschen euter.
SehnsuchtistmeineFarbe - 28.11.2009 19:41

was meinst du mit:

besser man spielt dieses monopoly der eitelkeiten und falschheiten mit? was meinst du mit: ich trenne kopf und herz nicht? was meinst du mit: meine sehnsucht hängt am falschen euter? woran hängt sie denn?

wenn all die leute, die um mich herum sind, materiell veranlagt sind, wieso sollte ich da mitmachen? damit würde ich mich doch selbst verraten und verbiegen. warum soll ich mich überhaupt an etwas beteiligen und mitmachen, das mir zuwider ist, oder mir nichts bedeutet?

du fragtest in einer deiner ersten antworten danach, ob man ziele in worte fassen könnte. wenn sie klar sind, ist es möglich, ja. sind für dich momentan keine greifbaren ziele da, oder wie kamst du zu der frage?

lg
s.
bonanzaMARGOT - 29.11.2009 14:32

hi sehnsucht:
das monopoly, welches auf der welt gespielt wird, gefällt mir nicht, weil geld, macht, glitter und eitelkeiten dabei eine sehr große rolle spielen - es ist "mehr schein als sein" ..., jedenfalls nach meinem empfinden. ich halte vieles für falsch, also für geheuchelt, wie z.b. aktuell das zelebrieren von weihnachten.
ich lehne mich innerlich, seit ich denken kann, gegen diese "falschheit" auf, komme mir dabei allerdings wie ein narr vor ..., wie ein don quichote. wenn ich mich nicht total ausgrenzen will, wenn ich hier überleben will, muss ich mich bedingt anpassen und manchmal auch mit den wölfen heulen ... - dieser widerspruch kostet mich viel kraft. da wäre es doch viel leichter, einfach in harmonie mit der dargebotenen oberflächlichkeit und dem materialismus in der gesellschaft zu leben.
"meine sehnsucht hängt am falschen euter" - will sagen, mein idealismus, meine träume, mein denken stehen meistens in grassem gegensatz zu dem, was mich (wie jeden menschen) nährt ... oder anders gesagt: ich fühle mich oft fremd zwischen menschen, deren liebe ich aber ebenso notwendig brauche (wie meine "mitschweinchen").

sehnsucht, was meinst du mit greifbaren zielen?
ich möchte einfach halbwegs überleben. ich möchte nicht untergehen. ich möchte geliebt werden. ich möchte vorallem ein einfaches leben führen - kein leben, wo angst und sorge vorherrschen; - kein leben, wo man ständig formulare ausfüllen muss und bei einer bewerbung tausend schriebse verlangt werden; - kein leben, wo man patiententestamente braucht, und wo man zig versicherungen abschließen muss.
ich habe die schnauze voll von diesem "schildhausen", wo die sonne in die häuser getragen wird - verstehst du, was ich meine?
verstehst du`s ein bisschen?

sehnsucht, ich kann kopf und herz nicht trennen, weil für mich menschsein genau diese untrennbarkeit bedeutet.
ich denke meine gefühle, und fühle meine gedanken.
in meinen gedichten z.b. versuche ich beides (kopf und herz) zu sprache zu bringen.

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