In der Zwischenwelt
Sich beim Denken beobachten, behindert das Denken
wie eine verrückte Gymnastik
ich sehe mich, wie ich eine kleine Spinne die Wand hoch krabbeln
sehe
es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das kleine Geschöpf zu beobachten,
das unabhängig von mir ein eigenes Leben hat
ich könnte die Spinne ohne Mühe erreichen,
und doch würde ich sie nie geistig erfassen
ähnlich ist es mit mir selbst und meinen Gedanken, Gefühlen,
die wie unzählige Spinnentiere in mir hausen
sie führen ein eigenes Leben
Es gibt eine Meteorologie des Innenlebens
die Psychologen verfassen für das Individuum Wetterberichte
es ist wohl das Beste, wenn man sich mit
dem Wetter abfindet, wie es ist,
außer es treibt einen in den Wahnsinn,
oder mordet
Egal, wie wir denken,
wir drehen uns in kleinen und großen Kreisen
wir tanzen um unser Leben,
hin und her geworfen zwischen den Polen
Verstand und Unverstand,
Moral und Unmoral
Das Puzzle ist vollständig, auch wenn es in seinen Teilen
durcheinander liegt
der Verstand zaubert einige Teile zusammen
aber er ist selbst Teil des Puzzles
die Denker der Welt sind Renegaten
jagen den Spinnen in ihrem Geist hinterher
In der Zwischenwelt gefangen,
jeglicher Protest ist Selbstzerstörung
sich auf die kindliche Schaukel von Hoffnung und Leichtmut
zurückwünschend
Erkenntnis ist Selbstzüchtigung
Erkenntnis ist Sucht
Ich gehe einsam in das Morgen,
das wie ein schwaches Licht am Horizont auf mich wartet
jedes Erwachen ist ein Schritt
hin zum Ende
wo die Schaukel war, ist heute ein Museum aus Beton
darin Exponate eines Lebens,
Staub und Spinnen
(07.04.2010)
bonanzaMARGOT - 07.04.2010 12:59