2 halbe





2 halbe hähnchen
die zange des beschürzten mannes
hinter der theke
knackte den brustkorb
die hälften flutschten in die
warmhaltetüte
ich flatterte auf meinem
fahrrad zurück
in meine wohnung
ich konnte mich mit 25 quadratmetern
verhältnismäßig glücklich schätzen
das huhn in meiner gepäcktasche
holte noch einmal luft
bevor es durch meine speiseröhre
rutschte
ich trank einen lambrusco dazu
das brustfleich
war arschtrocken
seit jahren war das mein erstes
brathühnchen –
kindheitserinnerungen
als meine mutter für mich das fleisch
von den knochen löste
scheußlich, wenn ich auf ein stück
gelenkknorpel biß
dieses geräusch konnte mir den
ganzen appetit verderben
mir kam die idee
dass ein überlebensgroßes huhn
hinter der theke des imbißwagens
stand
ich selbst auf meinem fahrrad
war ein gackerndes federvieh
„2 halbe menschen“, sagte ich
und legte abgezählt
5 euro 80 cent in das schälchen
die zange knackte den brustkorb
und die 2 menschenhälften
flutschten in die
warmhaltetüte
„gack, gack“, sagte das huhn
mit der von bratenfett befleckten
schürze
und reichte mir die tüte
aufgeregt flatterte ich nach hause
und servierte hastig die
eine menschenhälfte auf einen teller
und kalten lambrusco dazu
zum runterspülen
mein erster mensch seit jahren
erinnerungen
wurden
wach





19.10.2002

Freni (Gast) - 10.06.2010 07:14

Broiler

Bei mir weckt so ein Broiler auch Erinnerungen. Und beim lesen von "2 halbe" lag sogar der Duft in meiner Nase ;)
2 halbe würde ich nie schaffen.

Die Idee mit dem Huhn hinter der Theke ist witzig. Wenn es ein Ei legt, gibt es Broiler mit Bratei oder ein Broilerrührei *g

bonanzaMARGOT - 10.06.2010 10:53

2 halbe

esse ich auch nicht auf ein mal.
es standen schon eine weile keine broiler mehr auf dem speiseplan.
wie die zeit vergeht. aber die broiler bleiben, und auch der hähnchenmann mit seiner bude steht noch da.

offensichtlich sind die broiler in cottbus auch nicht zu verachten.
Freni (Gast) - 10.06.2010 12:02

Dönerbuden

Früher gab es in Cottbus eine Broilergaststätte. Die war immer gut besucht. Da gab es lecker knusprige und gut gewürzte Hühnchen und als Vorspeise Soljanka.

Nach der Wende wollte die Broiler keiner mehr haben. Jetzt gibt es Dönerbuden mit Gammelfleisch :-(

bonanzaMARGOT - 10.06.2010 12:23

echt? hier gibt`s den hähnchenmann und die dönerbude. momentan ist chinesischer fastfood im aufwind. mehr als essen kann man freilich nicht.
wie das eben im kapitalistischen system ist: abnehmende qualität bei zunehmender quantität. jedenfalls für den kleinen geldbeutel gilt dies. obwohl, wenn ich mir überlege, wie teuer fisch bei den "nordsee"-restaurants ist ...
in heidelberg gibt`s gar noch einen wienerwald. ein wunder, dass der sich so lange hält.
schlimm, wie sich das stadtbild in den letzten paar jahrzehnten durch die ganzen fastfood- und restaurantketten veränderte. demgegenüber nahmen die kneipen ab. vorallem jene, die noch privat geführt wurden. alles wurde peu à peu von den großen ketten aufgekauft, und so kommt einem jede innenstadt auch merkwürdig vertraut vor.
that`s kapitalism.
Freni (Gast) - 10.06.2010 13:36

Keine Esskultur

Bei uns verkaufen die Vietnamesen echte Thüringer Bratwurst in einer Holzbude. Na ja, warum nicht.

Chinesisch gefuttert wird in einem Einkaufscenter in Unmassen. Kleiner Teller 5 Euro, großer Teller 10 Euro. Man kann den dann entsprechend vollpacken. Das ist aber alles nur Zeug aus der Kühltruhe. Das gefällt den Leuten. Nach dem sie sich den fettigen Mund abwischen, sagen sie: „Hat gut geschmeckt. Es war reichlich.“

Neulich war ich in Berlin in einem Einkaufcenter für Fahrräder und Sportbekleidung. Nebenan war ein Schnellrestaurant. Der Fettgestank zog sich über alle Bereiche. Die Sportbekleidung und überhaupt alles hat gestunken. Es war ekelhaft. Ich habe bald gek****. Und die Leute kaufen da ein.

Für mich gibt es in Deutschland keine Esskultur. Das Angebot in den Supermärkten an Lebensmittel ist unter aller Sau. Anscheinend bin ich aber so ziemlich die Einzige die das stört oder ich bin einfach zu oft in Frankreich.

bonanzaMARGOT - 10.06.2010 15:09

zu arg würde ich mit der esskultur deutschlands im vergleich europäischer nachbarstaaten nicht ins gericht gehen. allerdings ist mein leben auch nicht zu sehr vom essen bestimmt. mehr vom trinken. solange ich in deutschland anständiges bier (und einen guten wein) bekomme, bin ich halbwegs zufrieden. was das essen angeht, hat man die qual der wahl. ich glaube, gutes essen gibt es auch in deutschland, nur ist es in dem ganzen durcheinander kulinarischer szenarien, nicht leicht zu finden.
die franzosen leben meiner meinung nach mehr von ihrem image, kochkünstler zu sein ...; aber wie gesagt: das ist nicht mein feld. ich gebe mich auch mit einem broiler zufrieden oder einer dose ravioli.

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