Wodka




Alles hat seine relativen Aspekte
Marlon Brando wollte sicher nicht fett
werden, aber er wurde es
Und Hemingway hing eigentlich viel zu sehr am Leben
um sich selbst den Kopf weg zu schießen
Meine Eingangstür schrammt über den Boden
und ich zwänge mich in meine Wohnung
Das Tageslicht haut mich vom Sockel
Wer weiß, ob Bundespräsident Wulff nicht schon längst zurückgetreten
wäre, hätte er nicht diese starke Frau
an seiner Seite
In irgendeinem Sender berichteten sie zum x-ten Male darüber
dass Fastfood der Gesundheit abträglich ist
Dass ich sterben werde, muss ich mir nicht ständig sagen
Bei Scheißläden wie Mc Donalds
geht`s mir nur in zweiter Linie um die Produkte, die sie
verscheuern
sondern um den Wertezerfall
ganz allgemein
hi ha hi ha hi ho
ich reibe mir das Gesicht mit Erde ein
und tanze zu einer imaginären Musik um einen imaginären
Busch
springe über ihn
so oft ich kann, bis ich erschöpft in den Staub falle
Im Fernsehen sagen sie, dass wir fast alle
etwa 5% Neandertalergene besitzen
und irgendein Anthropologe meint, dass er stolz darauf ist
Keine Ahnung, auf was
der stolz war
bevor er das erforscht hatte
Alles hat seine relativen Aspekte
aber vielleicht
entwickelt irgendwann ein Mensch eine Theorie
die absolute Theorie
nach welcher sich alles richtet
womöglich war es schon der Fall
und wir kapierten es nicht
Ich trinke heute Wodka
obwohl ich sonst selten scharfe Sachen trinke
Wenn Ihr also nicht kapiert
was hier los ist
entschuldigt
Es ist nur der Wodka


Anja-Pia - 18.01.2012 09:55

Ich hab am Wochenende zum ersten Mal Zubrowka (aus einem geeisten Glas) getrunken. Danach habe ich auch nicht mehr alles kapiert.

bonanzaMARGOT - 18.01.2012 12:14

so was gebe ich mir nicht oft. obwohl ich ihn mit orangensaft streckte. ein halber liter reichte, und ich war im wodka-land. wo auch immer das liegt.
WladimirundEstragon - 18.01.2012 15:22

Ein Bukowski wird aus Dir nimmer :-) auch wenn Du ihn noch so streckst, den armen Kerl

bonanzaMARGOT - 18.01.2012 15:28

o weh. heul! meinste wirklich?
aber was, wenn ich dir sage, dass ich nie ein bukowski werden wollte? nicht mal ansatzweise.
nicht jeder, der mal übers saufen oder ficken schreibt, will bukowski imitieren. ich finde deine aussage literarisch ziemlich kurzsichtig.
ich mag buk.
ich mag eine menge andere schriftsteller und dichter.
WladimirundEstragon - 18.01.2012 16:09

Nein, meinte ich nicht wirklich. Für mich ist das extrem stark, was Du hier ablieferst
bonanzaMARGOT - 18.01.2012 16:43

Entschuldige, dass ich Dich missverstand.

Danke fürs Lesen und Deine Antwort.
denschie (Gast) - 12.03.2012 01:08

ich lese gerade einen roman von richard powers, "der klang der zeit", finde ich super, aber immer wenn es darin um die relativitätstheorie geht, und das tut es hin und wieder, denn der vater der protagonisten ist physiker, überblättere ich. ich habe es echt versucht, aber mein hirn übersetzt sich die worte in blabla. und ich stelle mir vor, dass in 100.000 jahren jemand den homo relativus findet, vor einem imaginären blatt sitzend, die imaginären worte "gravitation, Krümmung, Raum, Zeit" vor sich hin murmelnd bis der schädel qualmt - es ist dieser mittelteil, der mir am besten gefällt -
(sehr lustig:
"Keine Ahnung, auf was
der stolz war
bevor er das erforscht hatte")
insgesamt inspirierend. es steckt schon im ersten satz "Alles hat seine relativen Aspekte" klingt netter als "alles ist relativ."
ich frage mich, welchen sinn eine absolute theorie hat, nach der sich alles richtet? wird sie mit der beschreibung "alles" und "absolut" nicht gleichzeitig null und nichtig? und ich frage mich, ob es neben der identität, über die sich an kontexte/relationen gebunden sprechen lässt, noch eine gibt, die jenseits von worten und jenseits der absoluten theorie in mir (und jede(m/r) anderen) existiert?
lg, d.

bonanzaMARGOT - 13.03.2012 15:52

hallo denschie

es ist sowieso alles gar nicht wahr.
aber die gehirnzellen brauchen ab und zu nahrung - verkdammte kleine hungrigen allesfresser die!
bonanzaMARGOT - 14.03.2012 21:22

ausserdem

der relativität haben wir viel zu verdanken.
z.b. das toleranzgefühl.
auch wenn es damit noch nicht weit her ist und die meisten menschen damit heillos überfordert sind ...
aber es ist doch ein bemühen erkennbar.
die schwierigkeit ist dabei halt, dass man gefahr läuft, alles zunichte zu relativieren.
ich komme immer wieder an diesen punkt, welcher dann wieder ein absoluter ist. die kunst besteht nun darin, das leben als fraktal anzuerkennen ...

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