was kann ich der welt noch geben?




die zeit vergeht, die kinder wachsen
generationen vergehen
und neue entstehen
staunend kann man sich am kopfe kratzen

die haare grau, der rücken krumm
im herz noch jung
im geiste schwung
älter werde ich – doch nicht dumm!

traurig bin ich oft, müde und erschöpft
vom gegen wände rennen
vom tageslicht verpennen
querdenker wurden früher noch geköpft

die zeit vergeht, alles wird moderner
der kopf sitzt fest
und auch der rest
doch wird die lebenswelt mir ferner

seltsam berührt denke ich heute zurück
an all die vielen jahre
die ausgingen wie haare
an manche liebe, an verlorenes glück

es ist fast so, als hätte ich mehrere leben
wie schleifen ineinander
wie der flüsse mäander
und frage: was kann ich der welt noch geben?



(22.09.2010)

SehnsuchtistmeineFarbe - 22.09.2010 12:36

liebe, freundschaft,

gedichte, lachen, austausch, lust, genuß, trost, "wissen" etcpp.
kannst du auch kuchen backen? *gg*

:-)

edit: weißt du was? die frage: was kann ich der welt (noch) geben? finde ich richtig gut. ich mag die frage und das, was dahinter steht.

bonanzaMARGOT - 22.09.2010 12:50

nein.
ich hatte die frage nicht in diesem sinne gestellt.
freilich kriegt die welt noch ein paar fußabdrücke von mir, solange ich auf den beinen bin.
aber manchmal habe ich das gefühl - wie auch im gedicht erwähnt - dass sich die welt von mir entfernt oder umgekehrt ich mich von der welt ...; und dann stellt sich diese frage etwas anders.

edit: ich hatte bei der beantwortung nicht dein "edit" berücksichtigt.
SehnsuchtistmeineFarbe - 22.09.2010 12:57

ich denke,

ich verstehe, was du meinst...

es gibt verschiedene arten, wie man diesem leben, den dingen, ereignissen, menschen gegenüber tritt. ziemlich viele arten. eine art ist, (sich) alles zu erklären, über den kopf zu verstehen. die formen mischen sich miteinander.

die kopfsache ist so eine sache ... ich glaube, wenn man ein bestimmtes "stadium" erreicht hat, kann mehreres passieren ...

... andere können nicht mehr folgen
... andere wollen nicht mehr folgen (im sinne von verstehen, zuhören)
... man verliert den zugang zum "alltäglichen"
... die fremdheit (sowohl die eigene, als auch die der anderen (um-welt) nimmt zu -> vereinzelung

was kann ich noch geben? liest sich dann anders. weil dahinter die frage steht: wo seid ihr? wo bin ich? gibt es etwas, worüber wir uns / das wir austauschen wollen? gibt es (noch) gemeinsamkeiten?

aber auch unterschiedliche werte können ein grund sein für entfremdung. und da wird es mitunter sehr, sehr schwierig, weil es gegensätzliche werte sind beispielsweise. das ist etwas anderes, als unterschiedliche meinungen, - aber vielleicht ja auch nicht. oder doch?

oder?
bonanzaMARGOT - 22.09.2010 13:18

die problematik habe ich ja schon immer, dass ich mit der welt, wie sie ist, hadere. doch hatte ich immer genug kraft, um diesen zwiespalt zu ertragen - und trotzdem die vielen glücksmomente zu genießen.
nun habe ich manchmal angst, dass mich die kraft verlässt.

mir fehlen in der tat oft die gesprächspartner auf dieser ebene.
dabei geht es mir nicht um meinungseinigkeit - sondern überhaupt um ein interesse an existentiellen themen.
möglicherweise bin ich durch mein jahrelanges grübeln auch nicht gerade geduldiger geworden - ich gehe immer noch zu sehr davon aus, dass alle menschen sich mit der selben dringlichkeit diese fragen stellen müßten ...

mit dem älter werden habe ich immer weniger die möglichkeit, in ein konventionelles leben zurück zu rudern - z.b. heirat,familie, haus, auto, hund etc.
obwohl ich eigentlich nie ein konventionelles leben führen wollte, beruhigte mich doch ein wenig die option darauf ...
you understand?
nein, ich will`s echt nicht (das spießige, hauptsächlich von konventionen und traditionen bestimmte leben)!

ja, unterschiedliche werte ergeben sich dabei natürlich auch.
bonanzaMARGOT - 22.09.2010 14:55

ps:

zur kopfsache:
ich kann gewöhnlich kopf und herz nicht voneinander abkoppeln - allerdings gewinnen kopf und herz im sprachlichen ausdruck unterschiedlich gewicht, je nachdem wie ich angesprochen werde, oder wie meine tageslaune ist.

ein gedicht, dass ich vor vielen jahren schrieb, erklärt auch heute noch ziemlich gut mein denken/fühlen und streben ...
http://bonanzamargot.twoday.net/stories/5208261/

das ist nun 29 jahre her.
beinahe erschreckt mich das.
auf der anderen seite - ein glück, dass ich mich nicht verlor.

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